2 Länder, 2 Sitten: 2 Tage USA, 2 Tage Canada
Vor ein paar Wochen hat es mich in den Nord-Westen der USA verschlagen, nach Seattle. Das war aus zweierlei Gründen sehr spannend: Zum einen war ich ja nicht lange davor im Süd-Westen der Staaten unterwegs und war gespannt, wie groß der Unterschied sein würde. Zum anderen war aber Vancouver und damit „mein“ Canada in Reichweiter – und ich konnte so planen, dass ich zwei Tage in Vancouver verbringen würde.
Zwischen dem Norden und dem Süden der USA, wobei Hawaii hier eine Ausnahme sein mag, ist mir nicht so viel an Unterschied aufgefallen. Auch ganz im Norden der Staaten gibt es Unternehmen mit riesigen Südstaaten-Flaggen und auch hier lieben einige Trump.
Vorherrschend ist auch hier eine große, sichtbare Armut. Zumindest, wenn man sie sehen will. Und ein alltäglicher Wahnsinn, den man kaum in Worte fassen mag. Das fängt dabei an, dass man als Fußgänger oder Radfahrer ziemlich verloren ist und entweder einen Mietwagen oder Uber braucht. Und geht dahin, dass man bei den Geschäften die Auswahl hat zwischen extrem teuren Modelabels und möglichst billiger Wegwerf-Ware. Ein Land der krassen Gegensätze, wo es zwischen Arm und Reich nicht viel gibt. Aber auch ein Land, in dem man eher nicht so bereit scheint, die eigenen Grundsätze mal zu hinterfragen. Schönes Beispiel dafür ist das Frühstück im Hotel. Zu dem es Wasser ausschließlich in Plastikflaschen gab. Aber, was eigentlich an Absurdität kaum zu überbieten ist:
Eier.
Gekocht.
Gepellt.
In Folie eingeschweißt.
In einem Karton, der in Folie eingeschweißt ist.
Ich meine, wie absurd kann es bitte noch werden? Wie krank ist unsere Welt, wenn wir denken: Ach Eier haben ja eigentlich keine Verpackung, lasst sie uns in Plastik verpacken. Einem Problem, dem man mittlerweile ja selbst an den entlegensten Orten der Welt nicht mehr entkommen kann.
Ein bisschen außerhalb von Seattle hatte ich dann aber noch die Gelegenheit, einen der letzten zwei Ape-Caches zu machen, die man auf der Welt finden kann. Lässt man die Ballungsgebiete hinter sich, wird es langsam besser. Das hier noch richtig Schnee lag, hat sicherlich auch damit zu tun gehabt, dass ich mich wohler gefühlt habe.
Aber: Seattle liegt wirklich nur einen Katzensprung von Vancouver entfernt. Also dachte ich, dass das eine gute Idee ist, schnell nach Canada zu fliehen. Und das war es auch.
Es ist für Menschen, die den Unterschied nie erlebt haben, vermutlich schwer nachzuvollziehen, ja vielleicht schwer zu glauben, wie krass der Unterschied ist.
Während der Grenzer in den Staaten bei der Einreise dort fast schon inquisatorisch unterwegs war, das Auto geröntgt wurde, ob auch niemand rein geschmuggelt wird und auch kontrolliert wurde, ob wir Tickets haben um das Land wieder zu verlassen…
…. wünschte der kanadische Grenzbeamte eine schöne Zeit und das war es.
Ist man über der Grenze, und das ist kein Witz, wirkt alles deutlich gepflegter und sauberer. Die Menschen wiegen offensichtlich deutlich weniger und warum erkennt man beim ersten Besuch im Supermarkt: Gibt es in den USA kaum frische Lebensmittel und fast nur verarbeitete Speisen, sind die Supermärkte in Kanada genau das Gegenteil davon. Das Lohnniveau ist deutlich höher, was dazu führt, dass es zwar natürlich auch Armut gibt, aber nicht annähernd in dem Maße in dem ich es in den USA erlebt und gesehen habe – dortige Zeltstädte in den Parks inklusive.
Von Vancouver aus ist man übrigens sehr schnell an der Sea-to-Sky-Gondola, die für Menschen, die das erste Mal hier sind, super beeindruckend sein dürfte. Weil sie, wie der Name vermuten lässt, vom Meer auf einen Gipfel führt. Und man dort alles sieht, was man von Kanada erwartet. Wälder. Berge. Wasser. Weite.
Ein ebenfalls krasser Unterschied ist die Mentalität der Menschen. Ich mag da etwas vorgeprägt sein, aber das Verhältnis angenehmer Zeitgenossen war nördlich der Grenze sehr viel besser. Zu dem Eindruck gehört aber bestimmt auch, dass ich den USA ja sehr spannede Erfahrungen mit Rassismus gemacht habe. Ja, als weißer Mann. In einem Multi-Kulti-Staat wie Hawaii.
Das alles lässt mich ratlos zurück. Ich würde irgendwann gerne mal lange und mit viel Zeit durch die USA reisen. Mit den Zügen das Land durchqueren und die Naturwunder von Yellowstone bis Grand Canyon sehen. Aber die zwei Mal, die ich jetzt in kurzer Zeit in den USA war, haben mir das schon verleidet. Nicht das Land an sich. Die Menschen. Die Gesellschaft. Das Leben dort und die offensichtlichen Probleme, die die US-Amerikaner irgendwie komplett ausblenden und die meisten Touristen wohl nicht wahrnehmen.
Die zwei Tage Canada dagegen? Das war „nach Hause kommen“.