20.000km mit der F850GS
Ich bin gestern beim Stöbern auf Youtube bei einem Video von jemandem hängen geblieben, den ich ab und an wegen seiner Motorrad-Videos schaue. Das liegt daran, dass phuLphiL sehr gut Navi-Videos für Gamin-Geräte gemacht hat und zufällig unter anderem auch eine F850GS besitzt. Von der und deren ersten 40.000km handelt dann auch das Video:
Da meine eigene 850GS jetzt genau die Hälfte hat und gerade bei der 20.000km-Inspektion war, musste ich ein Stück weit schmunzeln. Denn einiges sehe ich so wie er, einiges sehe ich komplett anders.
Ich will aber jetzt gar kein „Reaction-Blog“ auf sein Video schreiben. Statt dessen würde ich Euch empfehlen es einfach zu schauen und währenddessen erzähle ich Euch hier von „meiner Kleinen“.
Das ich eine 850GS habe, ist eher Zufall gewesen.Vorher hatte ich nämlich eine deutlich sportlichere F800R im Besitz. Schönes Motorrad, schnell, sparsam, nur ungefähr so wie mein Rennrad im Vergleich zum Mountainbike und auf Letzterem sitze ich lieber länger. Das wusste auch mein Händler und wie ich so auf die Inspektion warte, fragt er mich, ob ich nicht lieber auf eine GS umsteigen würde.
Die „große“ GS schien mir damals noch zu gross. Und die 850GS war mir nie so ins Auge gefallen, es ist irgendwie ein Nischen-Motorrad. Sie gefiel mir aber nicht schlecht und dann wusste mein Händler mich zu ködern: Das Modell, dass er im Laden hatte, war die letzte Ausgabe mit Rundinstrumenten und vor dem Umstieg auf das neue TFT-Display. Ziemlich komplett ausgestattet und angeboten für einen gemeinen Preis. Dem er noch einen drauf setzte, in dem er mir für dir 800R im Ankauf nur unwesentlich weniger bot, als ich selber bezahlt hatte.
Lange Rede kurzer Sinn: Mit einer gebrauchten F800R zur Inspektion und mit einer neuen F850GS nach Hause.
Die 850GS hat dabei vor allem durch die Sitzposition überzeugt und ich mochte den Gedanken, mit anderen Reifen auch ins Gelände zu können. Ich sag ja, Rennrad ist fein, Mountainbike ist feiner 😉
Was mich aber gestört hat, war der Windschutz. Der angesichts meiner Größe den netten Effekt hatte, den gesamten Fahrtwind vor meinen Helm zu leiten. Na super. Nach etwas Suche im Netz habe ich dann das Windshield Extreme gekauft. Das sieht nicht toll aus, funktioniert aber sehr gut. Und das nicht nur bei Wind, sondern vor allem auch bei (starkem) Regen.
Nachdem das Motorroad dann das erste Mal auf der Seite lag, wusste ich auch, dass Bremsgriffe bei BMW zwar aus Plastik, dafür aber teuer sind. Also kamen die eh noch geplanten Griffschutz-Dinger dran.
Und letztlich ärgerter mich noch die Sitzbank. Stellt sich raus, BMW liefert die F 850 GS bewusst nur mit der zweit besten Option. Wer bequem sitzen mag, der kaufe bitte noch mal die Comfort-Sitzbank für ein paar Hundert Euro.
Dann fiel mehrfach (!) das elektronische Schloss für den Tank aus. Dank Keyless war damit kein Tanken mehr möglich. Wurde zwar anstandslos getauscht, war aber trotzdem sehr ärgerlich. Ursache war vermutlich der Tankrucksack, bzw. dessen Aufnahmering. Was ebenso regelmäßig ausfiel war das von Garmin gebaute Navigationsgerät „BMW Navigator“. Auch wenn es regelmäßig getauscht wurde und anstandlos, ist ein Navi das jederzeit kaputt gehen kann, zum Reisen natürlich nutzlos.
An der Stelle muss ich zugeben, mich gefragt zu haben, ob das an meinem Motorrad alleine liegt. Googeln hilft und in meinem Fall half es zu verstehen, dass ein locker 5stellig kostendes Motorrad trotzdem sehr problembehaftet sein kann. Was leider für alle Motorräder von BMW gilt, mit denen ich seither zu hatte.
Und das fahren?
Das erste was auffällt ist, dass der Serienauspuff an meinem Moped sich grauenvoll anhört. Und ich nehme an, dass es daran liegt. Denn hier steht ja noch eine F900 XR, die praktisch den gleichen Motor hat, aber viel besser klingt.
Was ebenfalls nervt: Der Motor selbst neigt im unterern Drehzahlbereich zu starken Vibrationen. Jetzt bin ich vermutlich eher nicht der typische Motorradfahrer, weil ich laute Mopeds verabscheue und Sprit gerne spare. Deswegen fahre ich gerne mit wenig Umdrehungen und freue mich über den geringen Verbrauch. Wären da halt nicht die Vibrationen.
Tja. Und jetzt? Jetzt habe ich hier lang und breit geschrieben, was alles Mist ist. Wieso hab ich das Ding dann?
Weil es einfach geil fährt. Es ist nicht so kurvenfreudig wie die 900 XR und auch nicht so „fährt wie auf Schienen – Stabil“ wie meine 1250GS. Es fährt dafür entspannt über die Autobahn und Landstraße und dank Schaltassistent und Tempomat ist man auch nach etlichen 100km auf dem Ding nicht gerädert.
Ist man auf der 1250GS auch nicht, aber die kostet ja auch das Doppelte 😉
Und das ist eigentlich das Erstaunliche: Wenn ich z. B. mal nicht mit dem Zug zur Arbeit fahre, sondern mit dem Moped, nehm in der Regel die 850 GS.
Denn als vor einiger Zeit mein Händler anrief und meinte, ich hätte doch schon immer eine 1250 GS Tripple Black haben wollen, hatte er recht. Er hat auch geschafft mir eine zu verkaufen. Aber zu seiner und meiner Faszination habe ich keine Sekunde darüber nachgedacht, die 850 GS in Zahlung zu geben.
Ja, der Motor hat weniger Wums als in der 1250. Ja, er klingt nicht so gut wie bei der 900. Ja, das Moped ist irgendwie nicht Fisch und nicht Fleisch.
Aber wenn man drauf sitzt, dann hat man sofort das Gefühl, gut zu sitzen. Man hat das Gefühl sicher von A nach B zu kommen. Man verspürt keinen Drang zu rasen, man hat nicht nach 60 Minuten die Schnauze voll und will eine Pause machen und überhaupt, das Ding ist wie ein Käfer und es fährt und fährt und fährt.
Und so komme ich zu dem eigenwilligen Schluss, dass die 850 von den drei hier beschriebenen Mopeds das ist, dass die meisten Kompromisse eingeht. Und trotzdem das Moped ist, mit dem ich am liebsten im Alltag unterwegs bin.
Ja, auf langen Reisen ist die 1250 GS nicht zu schlagen. Ja, um durch die Kurven auf Landstraßen zu wedeln ist die 900 XR geil. Aber beides sind Mopeds, die spezielle Anforderungsprofile erfordern. Während die F 850 GS… einfach da ist. Einfach fährt.
Und ich glaube, das macht sie trozt der Probleme die ich zwischendurch hatte, trotz der Aufpreispolitik von BMW, trotz des nicht Fisch nicht Fleisch zu einem unfassbar unterschätzten Motorrad.