Abhängig oder Unabhängig?

Abhängig oder Unabhängig?

Ich habe vorige Tage ein Video gesehen, dass die zunehmende Abo-isierung des Internet zum Thema hatte:

Das lässt mich darüber nachdenken, warum wir das eigentlich mitmachen.

Kaufen wir ungern, weil der Kaufpreis so hoch erscheint? Oder weil es so bequem ist und mit „ewigen Updates“ geworben wird? Wenn wir aber mal zusammenrechnen, was Mieten von Software über die Zeit kostet, stellen wir fest, dass Kaufen doch meist erheblich preiswerter ist. Ich sehe das z. B. bei verschiedenen Apps die ich habe, die mir anboten, einen Einmal-Preis zu zahlen – die im Laufe der Zeit alle schon deutlich „billiger“ wurden, als es wäre, wenn ich sie „mieten“ würde. Und Updates, was Fehler angeht, bekomme ich trotzdem. Natürlich will man mir irgendwann eine neue Version kaufen – ich kann dann aber entscheiden ob ich die brauche. Apps die sich so gekauft habe sind zum Beispiel auch Babbel und Balance.

Dann die Sache mit der Cloud: Nutzen wir die Cloud so gerne, weil es so einfach scheint? Zugriff von Überall auf unsere Daten? Das geht auch mit lokalen Lösungen heute sehr gut und einfach, die Software ist heute so, dass auch unerfahrene Nutzer*innen sie bedienen können. Festplatten kosten praktisch nix mehr. Warum also sollte ich Microsoft, Google,  Apple, Adobe und andere dafür bezahlen, meine Daten zu speichern und führ ihre Zwecke zu analysieren und zu entscheiden, was ich speichern darf und was nicht? Und im Zweifel Eure Konten löschen und Ihr damit Eure Daten komplett verliert?

Das führt zwangsläufig dazu sich zu überlegen, ob ich auch meine Medien im Abo beziehen muss. Gleich ob Amazon Prime, Netflix oder Spotify: Ich kann Musik auch kaufen, dann kann mir kein Konzern sie mehr wegnehmen. Ich kann CD, DVD und Blueray lokal speichern und damit digital verfügbar machen. Habt Ihr mal zusammengerechnet, was Ihr im Jahr für solche Dienste bezahlt und wie wenig Ihr dafür nutzt? Wäre es nicht schön mal wieder bewusster Medien zu genießen und sicher zu sein, dass ein Anbieter nicht einfach die Titel aus Eurer Bibliothek löscht, weil wegen Lizenzen oder so?

Und natürlich mein Lieblingsthema, die Souveränität von Platzhirschen wie Facebook und Co. Eigene Websites sind heute einfacher denn je zu installieren. Wenn Ihr einen Blog betreibt, könnt Ihr dort schreiben und zeigen was ihr wollt. Das einzige Limit ist das Recht des Staates in dem Ihr lebt. Nicht was Zuckerberg, Musk oder andere gerne lesen und hören möchten. Hier in meinem digitalen Wohnzimmer schreibt mir niemand was vor.

Meine Sorge ist, dass Ihr nach wie vor Angst vor der digitalen Hemmschwelle habt. Aber warum fragt Ihr dann nicht Menschen wie mich, die sich damit auskennen und schon hunderten Menschen geholfen haben, eigene digitale Präsenzen oder Medienspeicher aufzubauen?

Ein weiteres Argument ist, dass so was ja was kostet. Aber kostet nicht alles was? Entweder indem Ihr in Abos zahlt, die Ihr kaum noch im Überblick habt, deren Kosten sich schnell massiv summieren. Aus Sicht der Unternehmen ist das toll, ein beständiger Cash-Flow. Und wo kommt der her? Eben, aus Eurem Portemonnaie.

Und das ist auch ein Werbethema: Seid Ihr nicht leid, dass ihr das Internet ohne Werbeblocker im Grunde gar nicht mehr benutzen könnt? Kaum eine Nachrichtenseite hat noch 50% des Bildschirms mit Inhalt gefüllt, der Rest ist Werbung. Mit invasiven Pop-Ups. Und von dem Kampf von Youtube gegen Werbeblocker, besonders bei Youtube spricht ja auch Bände. Und wie absurd das ist, merkt man wenn man sieht, dass die NSA(!) sich der Werbung von Google bedient, um Menschen auszuforschen.

Dabei ist Werbung auch noch gefährlich, weil sie nicht viel Geld kostet (Übertragung der Daten, Darstellung der Daten), sondern Euch ausforscht und im Zweifel sogar schädliche Software auf Eure Computer übertragen kann.

Betreibt Ihr dagegen eine eigene Seite, müsst Ihr keine Werbung einbauen. Meine Blogs laufen auch ohne Werbung, sieht man mal von Affiliate-Links zu Amazon im Buchblog  ab, falls man das als Werbung sehen möchte.

 

Ich würde mir wünschen, dass Ihr aktiv mehr Entscheidungen trefft:
Software kann man kaufen, statt mieten. Das gilt sogar für Apps wie Babbel oder Balance. Habt Ihr Anbieter, die das partout ablehnen, wie zum Beispiel Adobe mit Lightroom & Photoshop, stärkt alternative Anbieter wie Affinity, die dann mit Euren Käufen wieder in ihre Produkte investieren können. Kauft keine Autos, bei denen eingebaute(!) Funktionen nur gegen eine monatliche Zahlung verfügbar sind. Und kommuniziert das auch, dass ihr solche Produkte mit Dauerzahlung ablehnt!

Schafft Euch wieder eigene Medien an, die Euch gehören, statt Musik und Filme nur noch zu mieten und Euch damit den Anbietern auszuliefern, die nach Belieben entscheiden, was sie aus dem Programm nehmen!

Speichert Eure Daten in einer „lokalen Cloud“. Kauft ein kleines NAS!

Publiziert auf Euren eigenen Websites und Vernetzt Euch!

Aber macht doch endlich was. Gegen den Abowahn, der Euch wahnsinnig viel Geld für wenig Leistung kostet. Gegen die digitalen Gatekeeper, die Euch vorschreiben, was Ihr sagen und denken dürft. Gegen Cloud-Anbieter, die Eure Daten analysieren, Euch ggf. rauswerfen und nicht mal Haftung übernehmen, wenn Sie Eure Daten verlieren.

Und fragt Menschen, wie mich, die sich mit so was auskennen. Eines, was die meisten Nerds gemeinsam haben: Wir teilen unser Wissen. Wir haben keinen Spaß daran, dass was wir können für uns zu behalten. Und so wie ich Euch früher geholfen habe, Windows zu installieren, helfe ich Euch heute gerne WordPress oder Jellyfin zu installieren.

 

Ein Gedanke zu „Abhängig oder Unabhängig?

  1. Was Apps angeht, so stimme ich Dir zu. Eine Einmalzahlung erspart mir auch einen gewissen Overhead, weil ich mitunter Sorge habe, bei den vielen kleinen App-Abos die Übersicht zu verlieren.

    Was Streamingdienst angeht, sehe ich das differenzierter: Ich muss mir nicht jede Serie, in die mal reinschnuppere, ins Regal stellen. Gerade der Medienkonsum zum Zeitvertreib bei macht für viele Leute ein Abomodell attraktiv. Ich halte das so: Möchte ich eine Serie sehen, dann (re)aktiviere ich mein Abo, ist die Staffel usw. geguckt, wird das Abo wieder deaktiviert. Noch machen es die Anbieter es einem ja leicht. Sollte sich das ändern, so kann ich auf Serien und Filme auch verzichten.

    Was das NAS angeht, sehe ich das kritischer. Sicher: Coole Sache, und wenn man ein wenig technikaffin ist, kann man sich so ein Teil prima selber einrichten. Allerdings stößt man da häufig an seine Grenzen, wenn es um den Zugriff von Programmen auf dort gehostete Daten geht. Dann ist man in der Auswahl von Programmen doch ziemlich eingeschränkt, weil die meisten dann doch auf iCloud, Google und Co. bestehen. Wenn man wie ich bei Programmen (vor allen Dingen bei Kalendern, Todo-Apps usw.) ,,picky“ ist, stellt sich schnell Frust ein oder man investiert unverhältnismäßig viel Zeit in so ein Hobby.
    Vielleicht entwickelt sich der Bereich aber auch weiter und das Theme NAS rückt auch bei App-Programmiern stärker in den Fokus.

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