Ach, hätte der Radfahrer doch nur einen Helm getragen!
Auf einem scheinbar geraden, leicht ansteigenden Stück einer kleinen Straße überfährt ein 19 jähriger(!) mit seinem Opel Astra Cabrio(!) einen Radfahrer.
Auf Google Maps sieht die Straße übrigens so aus:
Ich gebe zu, das löst ein paar Gedanken aus. Hat der junge Mann das Wetter „genossen“ und sich von der euphorischen Stimmung hinreißen lassen, es mit der Geschwindigkeit nicht so ernst zu nehmen? Hat er vielleicht mit dem Handy gespielt? Wie kann man überhaupt auf einer geraden Straße einen Radfahrer übersehen?
Gut, die Neue Westfälische hält sich mit solchen Fragen nicht auf. Für sie reicht der Hinweis…
Er war aus unbekannter Ursache von einem Pkw-Fahrer übersehen worden.
Und das es in der Überschrift mal wieder „nur“ der PKW war, der den Radfahrer angefahren hat…. das ist ja fast schon geschenkt diese Tage. Und was natürlich auf keinen Fall fehlen darf, ist der subtile Hinweis….
Dort blieb der Radfahrer, der keinen Helm trug, mit schweren Kopfverletzungen liegen.
Öh ja, ist klar. Weil ein Helm so viel Schutz bietet, wenn Du von hinten von einem 1700kg schweren Koloss aus Stahl niedergemäht wirst.
Ich finde dieses Victim-Blaiming nur noch zum kotzen. In einem solchen Unfall ist ein Helm ein Tropfen auf dem heißen Stein. Aber durch die Erwähnung im Zusammenhang mit den Kopfverletzungen ist natürlich dem verständigen Leser sofort klar: „Ahhh ja, hätte er mal einen Helm angehabt, er wäre bestimmt unverletzt geblieben.“
Man wünscht sich, dass die Verkehrswende langsam auch in den Köpfen von Redakteuren ankommt, die solche Artikel schreiben. Damit endlich Schluss ist damit, Autofahrer in Schutz zu nehmen, die das Leben anderer Verkehrsteilnehmer gefährden oder sogar beenden.