Back to the Future – Das Ruhr-Still-Leben im Juli 2010

Back to the Future – Das Ruhr-Still-Leben im Juli 2010

Manche Dinge holen einen nach Jahren wieder ein und haben dann, meist unfreiwillig, einen ganz neuen Impact auf einen. Das gilt sogar für Menschen wie mich, die ja nicht sonderlich emotional daherkommen.

Ich habe heute, weil ein bisschen Zeit übrig war, noch mal ein paar Fotos sortiert und bin dabei auf den Ordner mit den Fotos vom Ruhr-Still-Leben in 2010 gestoßen. Einer Veranstaltung die heute vermutlich unmöglich wäre. Und die man umschreiben könnte mit:

Millionen Menschen stehen im Stau – und haben Spaß dabei.

In 2010 war ich weit weniger energisch was meine Forderungen zum Umbau der Städte betrifft. Ich war weit weniger abgeneigt, PKW und dem MIV Raum einzuräumen. Auch weil ich selbst ja gerne Auto fuhr.

Heute ist die Frage, ob es in Städten Autos geben soll und darf, zu einer Art Glaubensfrage geworden. Die Gegner des Individualverkehrs weisen gerne auf die höhere Lebensqualität hin und Menschen wie ich, die den ÖPNV und das Rad lieben, weisen gerne darauf hin, dass wenn man den Menschen den Raum und die Infrastruktur gibt, sie diese auch nutzen.

Und was soll ich sagen? Den Beweis haben „wir“ eigentlich schon 2010 angetreten. Als die A40 bei Essen einfach mal gesperrt und für Fußgänger, Radfahrer und als Partymeile umgewidmet wurde.

Ich war damals vom Tag davor, als aufgebaut wurde, bis zum Abbau vor Ort und hatte sehr, sehr wenig schlaf. Dabei hatte ich das große Vergnügen zu sehen, was passiert, wenn man den Menschen die Fläche zurück gibt, die man den PKW vorbehält.

Mit vielem häte ich beim nächtlichen Aufbau gerechnet. Aber nicht mit der Party, die der folgende Tag wurde. Ein rauschendes Fest der Kulturen. Von dem ich mir damals gewünscht habe, dass wir es  doch bitte regelmäßig wiederholen mögen.

Natürlich haben wir es nicht wiederholt. Und heute zweifel ich ernsthaft daran, dass wir das je wieder können. Heute würden wir Kampagnen dagegen erleben, die man sich damals nicht vorstellen konnte.

Und das ist das eigentlich erschreckende. Dieses Gefühl von „früher war alles besser“, dass einen traurig zurücklässt. Mit wehmütigem Blick auf Fotos einer Party, wie ich sie nie zuvor erlebte. Und nie wieder danach.

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