Bayer, Monsanto und das Glyphosat
In den USA war es wie ein Donnerschlag:
Der amerikanische Konzern Monsanto wurde verurteilt, fast 300 Millionen US-Dollar Schadensersatz wegen des verschwiegenen Krebs-Risikos bei der Verwendung zahlen:
Der 46-jährige Johnson, bei dem 2014 Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert wurde, hatte Monsantos Roundup für sein tödliches Leiden verantwortlich gemacht und dem Saatguthersteller vorgeworfen, die Gefahren des Unkrautvernichters verschwiegen zu haben. Die Jury sah das genauso und folgte nach einem vierwöchigen Prozess weitgehend der Argumentation der Klägeranwälte.
Quelle: Tagesspiegel
Das ist auch für uns in Deutschland in zweierlei Hinsicht interessant. Zum einen ist da die Tatsache, dass jüngst Bayer den Zweig des Unternehmens gekauft hat, der für Monsanto verantwortlich ist. Die Auswirkungen für das deutsche Unternehmen sind katastrophal:
Ein solches Drama hat man beim sonst so soliden Bayer-Konzern lange nicht erlebt. Am Montagmorgen ging die Aktie des Leverkusener Dax-Konzerns in den freien Fall über – und stürzte zeitweise um zwölf Prozent auf unter 83 Euro ab. Niedriger standen die Papiere des Chemieriesen seit mehr als zwei Jahren nicht.
Quelle: Spiegel
Wundern darf das nicht, denn man darf ja durchaus die Frage stellen, wie Bayer überhaupt Monsanto übernehmen konnte. Die Frage ist die Gleiche, wie ich sie damals bei dem STEAG-Deal mit den Kommunen gestellt habe: Gebe ich als Unternehmen eine Cash-Cow oder auch nur einen halbwegs rentablen Zweig meines Unternehmens ab? Oder trenne ich mich wenn mir klar wird, dass das Risiko steigt und die Rendite sinkt?
Dazu gibt es ein hoch interessantes Video von Gaby Weber:
Und es ist wohl kein Wunder, dass das Bayer Angst macht und an anderer Stelle schon Schadensbegrenzung geübt wird. Spannend ist auch, dass erst im November 2017 und gegen massive Proteste aus der Bevölkerung die EU zu Zulassung für Glyphosat um 5 Jahre verlängerte:
Die EU-Länder haben der Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat für weitere fünf Jahre zugestimmt. Dies teilte die EU-Kommission am Montag mit. Zuvor war die Entscheidung mehrfach verschoben worden. Am 15. Dezember endet die bisherige Lizenz. Heute hat ein Vermittlungsausschuss schließlich einen Kompromiss erzielt.
18 Mitgliedstaaten hätten für den Vorschlag der Kommission für eine Verlängerung um fünf Jahre gestimmt, neun dagegen, ein Land habe sich enthalten. Damit sei die nötige qualifizierte Mehrheit erreicht. Auch Deutschland hat für die weitere Zulassung gestimmt.
Quelle: SPON
Und ein Umdenken ist nicht in Sicht. Klar, man stelle sich vor was mit Bayer passieren würde, wenn die EU ihre Entscheidung überdenken würde. Und der Strudel würde weitere Betriebe, vor allem in der Landwirtschaft, mitreißen, deren Monokulturen komplett auf die angepassten Saaten abgestimmt sind. Von daher gilt: Keine Panik, hier gibt es nix zu sehen, bitte gehen Sie weiter!
Trotz des millionenschweren Schadenersatz-Urteils in den USA wegen möglicher Krebsrisiken von Glyphosat bleibt es bei der Zulassung des Unkrautvernichters in Europa. (…)
Die EU-Kommission hatte die weitere Zulassung für fünf Jahre Mitte Dezember nach Zustimmung der Mitgliedsstaaten – auch Deutschlands – beschlossen. Nach einer gründlichen wissenschaftlichen Analyse aller verfügbaren Daten sei man zu dem Schluss gekommen, dass es keine Verbindung zwischen der Chemikalie und Krebserkrankungen bei Menschen geben, erklärte die Kommission damals.
Quelle: Welt
Kommt Euch die Argumentation bekannt vor? Zigaretten verursachen ja auch keinen Krebs, genau so wenig wie Asbest und das Ozonloch hat nichts mit FCKW zu tun. Gell?