Das Hawaii Europas: Madeira
In Lissabon stand der Weltjugendtag an, nebst Papstbesuch, und ich war „zufällig“ zu der Zeit dort verplant. Was lag also näher, als sich die legendäre „Blumeninsel Madeira„ anzusehen – die eben auch den Spitznamen „Hawaii Europas“ trägt.
Ob der Spitzname zu Recht getragen wird, werde ich später mal prüfen 😉 Und über Lissabon blogge ich ebenfalls später – muss erst die Fotos sortieren und bearbeiten.
Hier soll es dementsprechend dann jetzt erst mal um meine Eindrücke von der „Blumeninsel“ gehen.
Madeira ist nur ungefähr ein Drittel so groß wie Teneriffa und überrascht tatsächlich mit sehr viel Grün und vor allem schon fast Urwald-ähnlichen Wäldern mit Unmengen an Wasserfällen.
Die Insel ist also perfekt für Menschen wie mich, die gerne zu Fuß unterwegs sind. Man kann sich völlig austoben. Zumal man sich auf der Insel durchaus Gedanken gemacht hat, wie man die Touristen kanalisiert: Es gibt Straßen die zu Parkplätzen führen, denn ohne Mietwegen geht nix, und von dort aus heißt es dann: Rucksack auf, noch einen Kaffee runter und dann ab dafür.
Das man dabei schon mal 3 Stunden und mehr läuft, pro Strecke, muss man in Kauf nehmen. Und auch das es gefühlt immer Bergauf geht.
Wer dabei aber ein bisschen aufmerksam unterwegs ist, der (oder die) kann eine Menge lernen. Zum Beispiel, dass Madeira auf Grund seiner Nähe zum Äquator und Golfstrom das ganze Jahr über ungefähr das gleiche Temperaturniveau hat und ausreichend Regen vorhanden ist. Das wiederum führt zu diesem „Dschungel-Erlebnis“, allerdings ohne die aus anderen Regionen bekannte Schwüle der Luft.
Ach ja, Wasserfälle: Die halten sich nicht immer an die Planungen der Menschen und gehen auch schon mal einfach auf/über die Straße. Das darf einen dann nicht wundern 😉
Für Badeurlauber ist die Insel dann allerdings eher weniger geeignet. Gut, wer Abenteuer sucht, kann mit einer Seilbahn mal eben 400 Meter steil nach unten fahren, um ans Meer zu kommen:
Sandstrände gibt es hier und am Rest der Insel aber nicht, die meisten Stände sind grob und mit großen Steinen versehen. Das Meer hat eine ziemlich starke Brandung an vielen Stellen. Und auch wenn man hier und da Holzplateaus an den Strand gebaut hat:
Ohne feste Wasserschuhe geht hier gar nichts.
Eine Alternative sind die Meerwasserbecken, die es gibt. Das sind große Becken aus Lavagesteine, die vom Meer umspült und gefüllt werden. Dadurch, dass das schwarze Lava-Gestein viel Hitze speichert, ist das Wasser in den Becken zudem wärmer als das Meer an sich. Natürlich gibt es hier keine Fische 😉
Wer das Meer ein bisschen intensiver erleben will, muss mit dem Schiff vor die Insel.
Das hat auch den Vorteil, dass man vor der Insel Delfine und manchmal auch Wale beobachten kann, bevor man dann direkt vom Boot ins Wasser springt 🙂 Thema Tierschutz: Die Zeiten zu denen man und wie lange die Boote in der Nähe der Tiere sein dürfen, sind streng reglementiert. Das muss man auch im Kopf behalten, weil die Anfahrt sehr viel länger sein kann, als die letztlich wenigen Minuten, die man die Tiere beobachten darf. Und ich würde raten von den großen, billigen Touren Abstand zu nehmen – es gibt seriöse Anbieter, die mit kleineren Schiffen und seht wenigen Menschen an Board unterwegs sind. Das ist zwar teurer, im Sinne der Tiere aber preiswert.
Wem das alles nicht reicht, der kann auf Madeira auch noch andere spannende Dinge entdecken. Dazu gehören wunderschöne Wanderwege in den Bergen oder architektonische Besonderheiten wie den „Faol da Ponta do Pargo„.
Leider kommt man auch bei guter Planung nicht drumherum. die Insel mindestens 3 Mal mit dem Auto zu überqueren: Einmal westlich entlang der Küste, einmal östlich. Und ein Mal mitten durch, um die Berge mitnehmen zu können.
Stichwort Berge: Wer Lust hat kann eine wunderschöne Wanderung zwischen verschiedenen Gipfeln planen – 6 Stunden sind hier das Minimum. Oder das östlichste Ende der Insel aufsuchen, für spektakuläre Sonnenaufgänge. Letzteres habe ich mir allerdings geschenkt, ich hatte keine Lust so früh aufzustehen 😉
Man kann auf Madeira übrigens sehr günstig und sehr teuer Urlaub machen. Und auch dazwischen ist alles möglich. Wer also auf das Geld achten muss, sollte den Flug als das teuerste Element der Reise betrachten. Alles andere ist höchst variabel und stark von den eigenen Vorlieben abhängig. Das gilt auch für Essen gehen, wenn man z. B. in der Altstadt von Funchal unterwegs ist, muss Gutes nicht Teuer sein. Das hat aber auch einen Haken:
Eines der besonderen Merkmale der Insel sind die sogenannten „Levada„, Wasserkanäle die das Wasser aus den Bergen in die Dörfer leiten. Diese führen eben auch oft zu den Quellen und Wasserfällen der Insel.
Logischer Weise bedeutet das, dass entlang der Kanäle auch Wege sind. Und es halt an deren Ende oft schöne Spots gibt. Und das ist nicht nur touristisch interessant, sondern leider auch für die Generation Social Media.
Man darf sich also nicht wundern, wenn an den bekannteren Punkten nicht nur Unmengen an Menschen sind, sondern die plötzlich anfangen sich auszuziehen und sich dabei filmen (lassen) wie sie in die Pools an den Wasserfällen steigen und dort schwimmen.
Das hat einen gewissen Unterhaltungswert, zeigt aber auch wie unglaublich bescheuert unsere Welt ist: nicht nur frieren die meisten sich den Hintern ab, vor allem, da selten der erst Shot sitzt, wiederholen sie den „natürlichen und gar nicht gestellten“ Gang zum Wasser und das Eintauchen. 🙂 Wenn man dann ein paar Schritte zurückgeht, erkennt man, wie viele Menschen diese individuellen „Geheimtipps“ besuchen. Was witziger Weise total unnötig ist, weil es schöne Orte und spannende Wasserfälle wirklich überall gibt – sofern man die üblichen Wege verlässt und die kleineren, oft nicht beschilderten Wege wählt. Eine gute Karte sollte man allerdings analog oder digital dabei haben und sich vorher klar machen, dass Mobilfunkempfang in den Bergen oft eher Glückssache ist.
Aus Sicht der Insel ist das allerdings wiederum auch sinnvoll: So weiß man wenigstens wo die meisten Menschen zu finden sind und damit ihre Hinterlassenschaften, gerne in Form von leeren PET-Flaschen. Es ist halt immer das Gleiche: Wo Menschen zusammentreffen, trifft man auf ihre Hinterlassenschaften.
Aber es ist schon ein Schauspiel zu sehen, wie die überwiegend jungen Instagrammer*innen schon von der Wanderung dahin völlig durch sind und was dann für ein Aufwand getrieben wird um der Welt vorzumachen, man wäre alleine an einem wunderschönen Ort 🙂
Insgesamt ist Madeira tatsächlich ein wunderschöner Ort und ich wünschte, die Insel wäre anders als mit dem Flugzeug in akzeptabler Zeit zu erreichen. Und es ist schön zu sehen, dass kluge Planungen es schaffen, auch die teilweise großen Touristenströme so zu kanalisieren und die Bebauung der Insel so zu beschränken, dass große Teile der Natur und Wälder erhalten bleiben können. Und sie trotzdem erlebbar gemacht werden können.
Und zum Abschluss natürlich das übliche Fotoalbum: