Datenschutz nur noch für Besserverdiener?
Na, Lust auf eine Zukunftsprognose mit Schlechter-Laune-Garantie? Okay, dann habe ich eine für Euch:
„In-App-Preise“ werden vielen Menschen jede Chance auf Schutz ihrer Daten nehmen.
Huch, höre ich Euch sagen? Was kann denn an Sonderangeboten schlecht sein? Naja einiges und ich verrate Euch jetzt, was mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit passieren wird:
Heute ist es so, dass Ihr praktisch in jedem Supermarkt eine „Kundenbindungsapp“ herunterladen könnt. Damit könnt Ihr „Treuepunkte“ sammeln, zunehmend aber auch „Sonderangebote“ einlösen.
Ob Ihr die App benutzt, ist heute fast noch freiwillig zu entscheiden. Denn im Gegenzug für die „Sonderangebote“ liefert Ihr alle möglichen Daten: Namen, Anschrift, Geburtsdatum „für die Geburtstagsüberraschung“ und natürlich ein super detailliertes Käuferprofil:
Wann kauft Ihr wovon wieviel? Und das sehr viel genauer, als wenn man „nur“ die Kreditkartendaten hat oder z. B. Dienste wie Payback nutzt.
Die „Sonderpreise“ enthalten dabei denPreis, den die Firmen bereit sind Euch zu zahlen. Ihr könnt Euch ausmalen, dass sie wesentlich mehr an Euren Daten verdienen – sonst würden sie das ja nicht machen. Sie wollen das aber nicht machen – also Geld für Eure Daten abdrücken. Lieber hätten sie die umsonst. 😉
Kommen wir daher jetzt zu dem, was passieren wird:
Sobald genug große Spieler das System integriert haben, und das haben ja zumindest schon Lidl, Penny, Rewe, Edeka und bestimmt weitere, wird man aus dem „freiwillig“ ein „nicht ganz so freiwillig machen“.
Und zwar in dem man die Preise, insbesondere von Lebensmitteln und Artikeln des täglichen Bedarfs in der App auf den heutigen Normalpreis anheben wird. Und die heutigen Normalpreise drastisch erhöhen wird.
In der Folge werden viele Menschen, die auf Ihr Geld achten müssen, faktisch keine Wahl mehr haben, als die Apps zu verwenden. Nicht um Sonderangebote zu nutzen, die es dann so nicht mehr gibt. Sondern einfach um den normalen Preis zu bezahlen.
Und da alle Handelsketten die gleichen Verfahren einsetzen werden, wird es auch keine Möglichkeit mehr geben, drumherum zu kommen.
Die, die es sich dann leisten können, die höheren neuen „Normalpreise“ zu zahlen, sind plötzlich die, die einen Aufpreis für Anonymität und Datensparsamkeit zahlen müssen. Während die Händler keine Kosten mehr für die Sammlung der Daten derer haben, die auf die niedrigen Preis angewiesen sind.
Schöne neue Welt.
Wo man es sich leisten können muss, nicht getrackt und analysiert zu werden.
Und ich schreie nicht gerne nach mehr Regulierung. Aber hier ist es dringend notwendig, dass auf europäischer Ebene der Datenschutz massiv gestärkt und nicht auf diese Art unterlaufen wird.