Der moralische Verfall der CDU Voerde
Ich hatte versprochen, zu dem CDU-Artikel über mich noch was zu schreiben. Dabei habe ich lange überlegt, ob ich das wirklich machen soll, weil eigentlich entlarvt der Artikel den moralischen Verfall der CDU Voerde so ein- und nachdrücklich, wie ich es nicht könnte.
Es fängt schon damit an, dass die CDU Voerde, verbreitet von ihrem Fraktionsvorsitzenden Ingo Hülser, feststellt, es sei jetzt „offiziell“, dass ich nicht als Bürgermeister für Voerde kandidiere. Das ist natürlich vor allem deswegen so amüsant, weil ich ja niemanden außer Ingo Hülser kenne, der rum lief und das Gerücht verbreitete, ich würde Bürgermeister werden wollen.
Der Artikel auf der Facebook-Seite, ich nehme einfach mal an, dass es Ingo war, der ihn geschrieben hat, arbeitet sich dann ziemlich an mir ab. Hätte die CDU Ahnung vom Internet oder einen Kommunikationsberater, sie hätte diesen Artikel nie auf ihrer Facebookseite zugelassen.
Da Ingo aber, wie vermutlich viele in der Union, keine Ahnung von diesem „Neuland“ Internet hat, hat er die „Gelegenheit“ genutzt, es mir mal so richtig zu zeigen. Das Problem ist, dass es im Internet schwer ist, die Deutungshoheit zu erlangen. Und so kam, was kommen musste:
Neben einer Reihe „Jubelkommentare“ der üblichen Verdächtigen und des rechten Rands meldeten sich auch ganz viele Stimmen, die darauf hinwiesen, dass das natürlich ein Griff ins Klo ist. Den meiner Meinung nach besten Kommentar dazu hat die Partei Die Partei geschrieben.
Die CDU musste sich zudem darauf hinweisen lassen, dass ich zwar zynisch und sarkastisch bin, aber eben nicht so beleidigend.
Überhaupt macht der ganze Beitrag der CDU Voerde nur dann Sinn, wenn man ihn in einen Kontext setzt. Ihr wisst, ich glaube die CDU will mich als Bürgermeisterkandidat, weil dann ihr Kandidat (Frank Steenmanns?) überhaupt erst eine Chance hat.
Das klappt aber ja nicht, ich kandidiere ja nicht. Jetzt könnte es sein, dass die CDU sich auf das gefährliche Spiel einlässt, am rechten Rand nach Stimmen zu fischen. Das kann funktionieren, denn Voerdes Rechte hassen mich wie die Pest. Es ist aber ein Problem: Es könnte sein, dass man AFD-Wähler überzeugen kann, einen CDU-Bürgermeister zu unterstützen. Aber warum sollen die Hardliner in der CDU dann nicht auch die AFD wählen?
Denn, wenn es stimmt was ich so höre: Ingo Hülser ist als Fraktionsvorsitzender für die nächste Periode nicht unbedingt gesetzt. In seiner Fraktion gibt es erhebliche Kritik an ihm, nicht zuletzt auch, weil er es ja nicht schafft, sich und die CDU gegen die „Grünen Zwerge“ durchzusetzen. Was also tun?
Bad Cop & Good Cop
Um nach allen Seiten gut aufgestellt zu sein, versucht die CDU vermutlich gerade das Spiel mit dem Bösen und dem Guten. Während der offiziell nicht nominierte, aber wahrscheinliche Bürgermeisterkandidat Frank Steenmanns den Guten spielt und werbewirksam mit der Jungen Union Ortseingangsschilder putzt (nein ehrlich, ich verarsch Euch nicht!)…
… gibt Ingo Hülser den Bösen und verbreitet etwas, das ich als Diffamierungen empfinde. Das fing in der letzten Ratsstizung an, als er versuchte (und seit dem mehrfach versucht hat) mich mit der Frage dran zu kriegen, welches Auto ich fahre und wie viele Blumen auf meinem Balkon stehen.
Jetzt kommt wieder der Kommunikationsberater ins Spiel. Der hätte Ingo gewarnt. Ungefähr so:
„Ingo, es könnte Unklug sein, den Meiners wegen seines kaum benutzten Volvos anzuzählen. Alle hier wissen, dass er mit Bahn und Rad pendelt und nur sehr ungern Auto fährt.
Und Du hast ihn ja schon in Deinem Touareg, dem fettesten SUV von VW mitgenommen. Und er sieht ja auch, wie viele in der CDU-Fraktion einen SUV oder „Crossover“ fahren, von Jeep, Volvo, Seat, etc. Und der weiß, dass Du einen Unternehmer mit schweren Baumaschinen und einen mit einer LKW-Spedition in der Fraktion hast. Dagegen fällt sein Auto kaum auf…“
„Aber der Meiners ist Grüner! Grüne dürfen keine Autos haben! Grüne dürfen nicht in Urlaub! Die dürfen nicht mal Sport machen, wer sich anstrengt, atmet mehr CO2 aus!!!“
An der Stelle hat der Kommunikationsberater vermutlich gekündigt 😉
Spaß bei Seite, aber so ähnlich funktioniert die Bad Cop & Good Cop – Nummer der CDU Voerde vermutlich im Moment.
Die CDU und die Rechten
Auch wenn Ingo damals gesagt hat, dass Posten eines ultra rechten Magazins sei der Tatsache geschuldet, dass er sich nicht informiert hat, fällt doch auf, wo er mit dem Beitrag der CDU um Beifall bemüht ist: An Voerdes rechtem Rand.
Jetzt ist es natürlich so, dass ich immer an das Gute im Menschen glaube. Es hätte ein bedauerlicher Zufall sein könnte, dass Ingo kurz nach dem feigen Mord am Bahnhof unserer Stadt bei den Rechten gegen mich anschreibt. Denn gerade im Kontext dieses Vorfalls bin ich massiv angefeindet worden. Also habe ich das mal hinterfragt.
Ich habe Ingo Hülser am 22.07. gebeten, mit mir gemeinsam ein Zeichen der Demokraten gegen den Hass, die Unwahrheiten und die politische Einvernahme zu setzen. Meine Bitte war:
„Lass mich bitte nur ein einziges Mal sehen, dass Du die Gefahr von Rechts so ernst nimmst, wie Ich hoffe. Stell Dich nur ein Mal hin und sage laut und deutlich, dass auch ein Mord niemals Rechtfertigung für Menschen- und Fremdenhass sein darf. Das auch eine solche Tragödie niemals dazu führen darf, unsere Rechtsordnung über den Haufen zu werfen.“
Wer glaubt, dass ich darauf nie eine Reaktion bekommen habe, hat natürlich recht. Das setze ich jetzt in Kontext zum Auftauchen dieses „Anti-Meiners“-Artikels in genau den gleichen Gruppen bei Facebook, dort eingebracht und verteidigt von Ingo Hülser.
Der Moderator der Facebook-Gruppen hat mich darauf hin angerufen und gefragt, ob er die Beiträge löschen soll. Ich habe darum gebeten, sie stehen zu lassen, weil man so wunderschön erkennen kann, dass es der CDU nicht um Politik, sondern Populismus geht.
Aber: Hat die CDU sich mal gefragt was passiert, wenn es ihr wirklich gelingt mit AFD, Rechten und Rechtsextremen einen Bürgermeister zu installieren? Welche Folgen das für die CDU hat, wenn die AFD für diesen „Gefallen“ eine „Belohnung“ einfordert? Ist die CDU ernsthaft für eine Koalition mit der AFD in Voerde zu haben?
Der Meiners hat Schiss
Der spannenste Punkt ist, dass Ingo sagt, ich hätte Angst davor Bürgermeister zu werden. Und tatsächlich, tauscht man Angst gegen „Respekt vor“, hat er Recht.
Ich habe eine großen Respekt vor allen (Ober-)Bürgermeistern und ganz besonderen Respekt vor den beiden Bürgermeistern, mit denen ich politsch arbeiten darf und durfte: Dirk Haarmann und Leo Spitzer
Bürgermeister arbeiten 24 Stunden an 7 Tagen und müssen auch im Urlaub immer erreichbar sein. Sie sind mit allem verbunden, was in der Stadt passiert. Pausen gibt es da nicht. Und egal, was sie tun, eine Gruppe von Menschen wird immer dagegen sein und auch gegen die Person des Bürgermeisters. Bürgermeister müssen riesige Probleme mit minimalen Ressourcen lösen und dabei schwierige Balance-Akte vollbringen. Schon dafür muss man sie respektieren.
Pünktlich heim für Netflix & Chill? Vergiss es, Deine Familie wird Dich in den nächsten Jahren öfter in der Zeitung als am Abendbrot-Tisch sehen.
Und Bürgermeister müssen diplomatisch geschickt sein und politische neutral. Sie müssen alle Parteien gleich behandeln und nach gemeinsamen Lösungen suchen. Auch wenn ihnen das schwer fällt.
An der Stelle hapert es bei mir. Wenn ich Bürgermeister wäre und ich würde von der CDU so hintergangen wie bei der Diskussion um die Wahlbezirke, so angezählt wie bei der Diskussion um die Grundsteuer oder öffentlich so niedergemacht wie neulich auf Facebook…
Ich würde denen den Mittelfinger zeigen.
Ernsthaft, ich hätte nicht die Ruhe und Gelassenheit, mich immer wieder so anmachen zu lassen und dann wieder so zu tun, als könnte man mit denen ernsthaft Politik machen. Um ehrlich zu sein, ich rechne sogar damit, dass sie es bei der Wahl des Beigeordneten zum Eklat kommen lässt.
Und deswegen: Ja, ich habe so viel Respekt vor dem Job des Bürgermeisters, dass ich mir selbst diesen Job nicht zu traue. Mit der gleichen Logik bin ich damals nicht zum Zivildienst gegangen, weil mich die Zustände in den Krankenhäusern und Seniorenheimen kaputt gemacht hätten. Ich hätte das mit nach Hause genommen und für mich ist das absolute Limit schon das, was ich als Fraktionsvorsitzender mitnehme. Mit dem Unterschied, dass ich mir Auszeiten nehmen kann, die sich ein Bürgermeister nicht nehmen kann.
Kommen wir damit zum letzten Thema:
Politk der CDU – da war doch was?
Erinnert Ihr Euch, wann die CDU in Voerde in letzter Zeit ernsthaft Politik gemacht hat? Also konstruktive Vorschläge, gute Projekte oder interessante Anträge?
Ich auch nicht.
Statt dessen ist die CDU aktuell gegen alles, hat keine eigenen Ideen und bringt Anträge ein, die das Papier kaum Wert sind. Im Rat wird auf alles und jeden geschimpft aber nichts, wirklich gar nichts, unternommen um Voerde nach vorne zu bringen.
Dazu werden die Menschen noch bewußt hintergangen (Wahlbezirke) oder für dumm verkauft (wir wissen nicht wer CDU-Bürgermeisterkandidat wird und die Selbstdarstellung von Frank Steenmanns bei der DLRG, beim Schilderputzen etc. hat gar nichts zu bedeuten)! Und jetzt wirbt man noch um den rechten Rand, in der Hoffnung so einen eigenen Bürgermeister installieren zu können.
Womit wir bei der Überschrift dieses Beitrags wären:
Was wir hier erleben, ist der moralische Verfall einer CDU, die einstmals für christliche Werte stand. Was wir hier erleben ist, wie sich eine Partei durch ihren Fraktionsvorsitzenden Ingo Hülser immer weiter weg von der Sachpolitik bewegt und immer weiter hin zu blankem Populismus.
Und ja, das macht mir Sorgen. Denn die meisten Mitglieder und Ratsmitglieder der CDU sind schwer in Ordnung. Und sie verdienen eine CDU, die sich um Voerde verdient macht. Die einen spannenden Wahlkampf führt und die mit Ideen und Aktionen für die Stadt die Menschen für sich gewinnt.
Aber keine CDU, wie sie hier von ihrem Fraktionsvorsitzenden präsentiert wird.
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