Der Tag, an dem ich die Zukunft sah

Der Tag, an dem ich die Zukunft sah

Der Tag, an dem ich die Zukunft sah, war ein sehr schöner Tag.

Der Tag, an dem ich die Zukunft sah, war ein Tag im Herbst 2024.

Der Tag, an dem ich die Zukunft sah, war ein Tag, an dem ich an der Beach-Bar eines tollen Hotels saß und Kaffee trank.

Der Tag, an dem ich die Zukunft sah, war der Tag, an dem ich in mein Buch folgende Worte tippte:

Geht wählen und wählt mit Bedacht.

Mein Leben könnte davon abhängen.

Diese Worte stehen auf Seite 190 des Buches. Sie sind die letzten Worte des Buches.

Mein Buch "Von Neurodiversen und Normalos"
Mein Buch „Von Neurodiversen und Normalos“

Vorausgegangen war nicht nur das Schreiben des Buches. Sondern das ich davor aus das Buch „Aspergers Schüler“ selber gelesen habe, dass in Romanform noch einmal aufgreift, was eigentlich die Herrkunft des „Asperger“ im Bereich der Autismus-Spektrums-Störungen ist.

Und ich konnte mich damals nicht davon frei machen darüber nachzudenken, dass ich in der Zeit der Nationalsozialisten ebenso um mein Leben hätte fürchten müssen und vermutlich getötet worden wäre.

Das alles war heute morgen sehr präsent in meinen Gedanken, als ich folgende Nachricht las:

Robert F. Kennedy Jr. to Launch National Autism Registry Using Americans’ Private Health Records

Data will be collected from pharmacy chains, lab tests, smartwatches and more

Es gibt kein Szenario, in dem Listen die sich auf Besonderheiten bei Menschen beziehen, nicht irgendwann zu deren Nachteil genutzt werden. Und schon gar nicht in einer Regierung unter Trump mit einem Gesundheitsminister, der das Gegenteil von dem macht, was ein Gesundheitsminister machen sollte.

Ich kann auch nicht denken, dass das ein amerikanisches Problem ist. Weil es keine Garantie gibt, dass politisch rechts stehende Scharfmacher nicht das Gleiche in Deutschland machen würden, wenn es nicht aktuell noch erheblichen Widerstand gäbe. Und ja, damit meine ich auch Politiker, die nicht in der AfD sind.

Keine Ahnung, ob Ihr Euch vorstellen könnt, wie das ist, wenn man sich mit der Auslöschung von Autisten im dritten Reich beschäftigt hat, dann ein Buch über den eigenen Autismus schreibt und schließlich eine Nachricht wie die obige liest.

Und wie absurd konkret auf ein Mal die letzten zwei Sätze meines Buches werden:

Geht wählen und wählt mit Bedacht.

Mein Leben könnte davon abhängen.

 

(Das Titelbild ist mit Adobe Express erstellt.)


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Ein Gedanke zu „Der Tag, an dem ich die Zukunft sah

  1. Beim Lesen des verlinkten Artikels ist es mir eiskalt den Rücken hinunter gelaufen. Ich fand damals schon House of Cards am Ende ziemlich übertrieben – bis Trump der erste Versuch daher kam, da wurde die Serie irgendwie … lahm, im Vergleich zur Realität. Aktuell schaue ich die letzte Staffel „The Handmaid’s Tale“ und kann mich des Gefühls nicht erwehren, streckenweise eher eine Dokumentation über Trump der zweite Versuch zu gucken …

    Und ich kann mir durchaus vorstellen, was das mit jemandem macht, der betroffen davon ist. Bin da bei Dir: das ist kein amerikanisches Problem. Das ist ein Weltproblem. Wo immer radikale und faschistische Kräfte an die Macht kommen und regieren werden, da wird es düster für alle, die nicht ins Ideal passen.

    Mich gruselt es im Moment vor der Zukunft. Vielleicht habe ich mich aber auch einfach nur viel zu viel mit Geschichte beschäftigt um in der aktuellen Lage den Optimismus zu bewahren.

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