
Die Frage nach der Sicherheit 2024 / 2025
Wie auch in den vergangenen Jahren, will ich auch dieses Jahr mal wieder einen Blick auf die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik (PKS) werfen. Wie immer ist das mit Vorsicht zu genießen, denn die PKS ist eine sogenannte „Eingangsstatistik“. Sie liefert also die Zahlen über die der Polizei bekannt gewordenen Fälle. Nicht solche, die zu einer Verurteilung führten und nimmt auch nicht Rücksicht auf Verfahren, die z. B. eingestellt wurden.
Ich teile das hier mal in zwei Abschnitte: Kreis Wesel und Voerde. Wer sich nur für Voerde Interessiert, kann direkt runter springen.
I) Kreis Wesel
Neben dem Hinweis, dass die PKS eine Zählung durch die Polizei ist, muss man vielleicht im Auge behalten, dass gezielte Schwerpunkte der Polizei dazu führen können, dass in diesen Bereichen die Zahlen steigen. Das bedeutet dann nicht mehr Kriminalität, sondern mehr bekannte Kriminalität. Ebenso ist nie von Täter*innen die Rede, sondern von Tatverdächtigen.
Wesel ist die größte Kreispolizeibehörde (KPB) in NRW und verzeichnet ca. 70.000 „außen-veranlasste Einsätze“, also solche, bei denen Bürger*innen sich an die Polizei wenden. Das ist eine ganze Menge, die von der KPB abgearbeitet werden muss. Um so erfreulicher, dass zum Beispiel die sogenannte „Einsatzreaktionszeit“, also die Zeit vom Anruf bis zum Eintreffen des ersten Fahrzeugs, erfreulich stabil ist. Und verglichen mit Behörden die ein ähnliches Profil aufweisen, sogar die Beste in NRW.
Das ist aber halt eine Seite der Medaille. Die andere ist, dass es in Wesel zu mehr Straftaten gekommen ist. Der Anstieg ist zwar relativ leicht im Vergleich zum Vorjahr, von 26.874 auf 27.921. Allerdings lagen wir 2021 noch bei nur 23.650 Straftaten. Hier ist ein klarer Trend nach oben zu erkennen. Das muss aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass es mehr Kriminalität gibt. Es kann auch ein geändertes Anzeigeverhalten sein.
Insgesamt konnten 52,75% der Fälle aufgeklärt werden. Das ist ein vergleichsweise guter Wert und in Wesel recht stabil. Die „Häufigkeitszahl“ ist in Wesel 5.972. Das bedeutet, dass pro 100.000 Einwohner ungefähr 6.000 Straftaten verübt wurden.
Diese Frage stellt sich zum Beispiel auch beim landesweiten Anstieg, und Wesel ist keine Ausnahme, von Rohheitsdelikten wie Raub und Körperverletzung mit der „Tatörtlichkeit Schule“. Aktuell kann ich nicht sagen, ob es an den Schulen schlimmer wird oder die Bereitschaft steigt, Taten und Täter*innen anzuzeigen. Das gleiche gilt beim (Laden-)Diebstahl.
Da, wo man präventiv gut arbeiten kann, sehen wir dagegen einen Rückgang, wie zum Beispiel bei den Einbrüchen, wo wir den niedrigsten Stand seit 2021 sehen. Wo der Einbruch dramatisch ist, ist bei den Rauschgiftdelikten: waren es 2021 noch 1.222 uns 2023 immer noch 1.086, waren es in 2024 nur 758. Man kann sich fragen, wo die Gründe dafür liegen, einer könnte die Teillegalisierung sein, die in 2024 erfolgte.
Praktisch keine Rolle spielen mehr Geldautomatensprengungen. Dagegen verweist die Polizei Wesel auf einen Anstieg beim „Tatmittel Messer“. Hier habe ich mal etwas kritischer hinterfragt, denn angegeben werden 169 Fälle. Ich habe um einen Bezug gebeten und der ist die Gesamtzahl bekannt gewordener Straftaten. Also 23.650. Das fand ich jetzt nicht besonders dramatisch. Bedauerlich fand ich dagegen, dass die Polizei für den Zeitraum 2024 nicht mitteilen konnte, in wie vielen Fällen denn sogenannte erlaubnisfreie Schusswaffen („Kleiner Waffenschein“) eine Rolle gespielt haben. Ich frage mich, was mit der Angabe „Tatmittel Messer“ signalisiert werden soll und kann eigentlich für mich nur zu dem Schluss kommen, dass man hier auf die von Rechts immer wieder behaupteten „Messermänner“ eingeht und das mit Zahlen untermauert. Und unter uns: Wenn bei fast 24.000 Straftaten keine 200 Messer gefunden wurden, finde ich das eher beruhigend. Zumal hier ja auch Kontrollen in „Waffenverbotszonen“ rein spielen und wir auch von Taschenmessern reden.
Bei den Tatverdächtigen waren 7.854 deutscher Nationalität und 3.064 ausländischer Nationalität. Diese 3.000 enthalten aber, ich habe extra nachgefragt, auch die Delikte, die nur Ausländer begehen können, wie z. B. Verstöße gegen Einreise- und Aufenthaltsbedingungen und natürlich auch die von „Touristen“, also Menschen die sich nur temporär in Deutschland aufhalten. Legt man die Probleme bei der Zählung von ausländischen Tatverdächtigen zu Grunde, wird die Zahl noch kleiner. Und beweist ein Mal mehr, dass es nicht so ist, dass wir ein Problem mit kriminellen Ausländern hätten, wie gerne von rechts propagiert wird.
II) Voerde
Wie jedes Jahr, werde ich auch diesmal wieder Dinslaken als Referenz nehmen. Gleichwohl Dinslaken strukturell und geografisch nicht ganz mit Voerde vergleichbar ist, liegen beide Städte nebeneinander und Dinslaken hat mit 67.000 Einwohner*innen im Vergleich zu den knapp 36.500 in Voerde ungefähr das Doppelte.
Die Unterschiede sind aber gravierend, wie immer:
Während in Dinslaken in 2024 ein neuer „Rekord“ an Straftaten von 4.440 aufgestellt wurde, von denen nur 47,14% aufgeklärt(Aufklärungsquote, AQ) werden konnten, sank in Voerde die Zahl der Straftaten auf 1.513 (AQ 55,65%) und damit auf den niedrigsten Stand seit 2021.
Kam es in Dinslaken zu 117 Fällen (AQ 75,52%) von Gewaltkriminalität, waren es in Voerde nur 52 (AQ 82,54%). Und während in Dinslaken 32 Fälle von Raub bekannt wurden, waren es in Voerde 8. Das kann man für Spaß ja mal auf 36.500 Menschen und 365 Tage herunter brechen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie unwahrscheinlich es in Voerde ist, Opfer einer solchen Tat zu werden.
Fasst im „richtigen“ Verhältnis ist die Anzahl der Sexualdelikte mit 53 in Voerde (AQ 96,23%) und 99 in Dinslaken (AQ 86,87%). Vollkommen anders sieht es dagegen beim Diebstahl aus, wir sprechen von 567 Fällen in Voerde aber 1.954 in Dinslaken. Während in Voerde 2023 ein Ausreißer war (722), ist in Dinslaken seit 2021 ein klarer Anstieg zu erkennen, der leider auch damit einhergeht, dass die AQ dort in 2024 bei unter 20% lag – es konnte also nur ungefähr jeder 5. Fall in Dinslaken aufgeklärt werden, während es in Voerde relativ stabil jeder 4. Fall ist.
Wohnungseinbrüche sind in Voerde in den letzten Jahren konstant zurück gegangen und mit 32 fast auf dem Corona-Niveau von 29 angekommen. In Dinslaken waren es zu Corona 77 Fälle, danach kam es zu einem deutlichen Anstieg, der bis heute angehalten hat: Aktuell 125 Fälle.
Rauschgiftdelikte sind mit 38 Fällen in Voerde auf dem niedrigsten Stand seit 5 Jahren. Auch in Dinslaken ist die letzten 3 Jahre ein Trend nach unten erkennbar, allerdings auf recht hohem Niveau seit 2022, aktuell mit 141 Fällen.
Was kann man daraus schließen?
Nach wie vor ist Voerde ein extrem sicherer Ort zum Leben. Die Anzahl an polizeilich relevanten und der Polizei bekannten Vorfälle ist, gemessen an 36.500 Menschen und 365 Tagen, extrem gering. Natürlich ist jede Straftat eine zu viel. Es beruhigt aber eben auch zu wissen, dass es in Voerde sehr unwahrscheinlich ist, Opfer einer Straftat zu werden.
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