Let there be light!

Let there be light!

Ich habe ja vorige Tage schon von dem inneren Zwist berichtet: zwischen dem Leid und den Problemen die Corona mit sich bringt. Aber eben auch von den guten Dingen, die wir beobachten können.

Heute auf meiner Mittags-Runde mit dem Bike habe ich da noch mal drüber nachgedacht. Ursache ist bestimmt gewesen, wie grün auf ein Mal alles wird. Der Frühling kommt und der Frühling ist der Beginn und der Beginn ist der Neuanfang.

Corona hat einige massive gesellschaftliche Verwerfungen zur Folge. Auf ein Mal sehen große Teile der Menschen die Wertigkeit von Einzelhandelskaufleuten, Lehrern und Erziehern (und -innen), vom Pflegepersonal ganz zu schweigen. Plötzlich wird nicht mehr der Manager bewundert, der Millionen macht in dem er Leute auf die Straße setzt. Sondern all die hilfsbereiten Geister, die der Kit unserer Gesellschaft sind.

Zugleich erkennen wir, dass unser Leben überwiegend aus Dingen besteht, die eigentlich obsolet sind. Wie zum Beispiel die tägliche Fahrt ins Büro. Wie viele Menschen können auf ein Mal doch von zu Hause arbeiten? Die Straßen sind leer, Staus gibt es kaum noch und trotzdem… irgendwie läuft es (wenn natürlich auch stark eingeschränkt im Moment).

Die Gewinner?

Die Natur und die Gesellschaft.

Die Natur, weil wir plötzlich viel weniger CO2 und anderes in die Luft blasen.

Die Gesellschaft, weil plötzlich ein enormer Zusammenhalt da ist. Wildfremde Menschen unterstützten sich beim Einkaufen, bieten sich zum Reden an oder nähen Masken für die Schwächsten der Gesellschaft. Einfach so. Weil es Menschen sind.

Niemand, aber wirklich niemand, redet mehr über das vermeintliche Flüchtlingsproblem. Und die Rechte kotzt, weil plötzlich auffällt, dass sie ohne mediale Reichweitenverstärkung völlig in der Bedeutungslosigkeit versinkt.

Ich war heute mit dem Rad im Rotbachtal unterwegs.

So viele Menschen, wie ich sie noch nie an einem Werktag oder im Frühling gesehen habe, gingen als Paare oder Familien spazieren oder fuhren mit dem Rad. Die Sonne schien und der Wald verströmte eine kühle, frische Luft. Ich sah Menschen lachen, ich sah Menschen reden, ich sah Menschen am Wegrand sitzen und eine Brotzeit machen.

Ich weiß gar nicht wie ich Euch vermitteln kann, wie wichtig ich das finde. Das die Menschen auf ein Mal merken, dass sie Zeit haben. Das Leben nicht nur bedeutet zur Arbeit zu hasten, sich zu verausgaben, Heim zu kommen, Fernseh zu schauen, zu schlafen und am nächsten Tag das Gleiche zu machen.

Es ist wirklich das Gefühl in mir entstanden, dass Corona neben all dem Leid auch Positives schafft. Ich weiß nicht ob das oder wieviel davon in einem halben Jahr noch da ist. Wenn Corona vorbei ist und die Erinnerung verblassen. Aber ich wünsche mir sehr, dass wir aus der aktuellen Phase eine Lehre ziehen. Die da lautet: Es geht.

Und wenn wir nur die Hälfte des „WIR“ aus der Corona-Phase herausziehen, wenn nur die Hälfte der Leute die jetzt plötzlich zu Hause arbeitet auch dann noch zu Hause arbeitet und wenn Paare und Familien wieder lernen, zu entschleunigen, gemeinsam Zeit an der frischen Luft zu verbringen…

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