Li-La-Lab-Caches

Li-La-Lab-Caches

Schon seit einiger Zeit gibt es eine neue Cache-Art, die mir bisher „untergegangen“ ist. Ich hab mich schlicht nie drum gekümmert. Die Rede ist von den sogenannten „Lab-Caches“. Nachdem ich ein einer Wandercache-Gruppe das mal angesprochen hatte, hat mich eine Hälfte des Teams „Clanfamily“ eingeladen, doch mal mit zu kommen.

Die erste Überraschung ist, dass ich die Caches nicht mit der Geocaching-App oder der Geocaching-Website finden kann. Ich muss eine extra App, die „Adventure“-App, installieren. Hmmm.

Die App selbst ist im Moment eher rudimentär, erfüllt aber natürlich ihren Zweck. Mir sind direkt zu Anfang allerdings zwei Dinge aufgefallen, die sehr unschön sind und eigentlich nicht zeitgemäß:

Hat man am iPhone den Darkmode aktiviert, was ich habe, ist die Karte praktisch nicht nutzbar. Man kann das auch nicht in der App selbst steuern, sondern muss den Darkmode komplett deaktivieren.

Der zweite Haken: Die Karte ist immer genordet. Das ist unpraktisch, weil man die ganze Zeit versucht, zwei Punkte – sich und den nächsten Abschnitt – übereinander zu bringen. Das ist unnötig verwirrend.

Aber gut, hat man das überwunden, startet man den Lab-Cache. Wir haben heute zwei gemacht, den im Mattlerbusch, Duisburg Fahrn und den im Jubiläumshain.

Beide bestehen aus 5 Stationen, die immer nach dem gleichen Muster liefen:

  1. Gehe zu Station
  2. Finde etwas zu zählen, raten, messen, wiegen, ansehen
  3. Tippe die Antwort ein
  4. goto 1 😉

Nicht sehr anspruchsvoll an sich, aber der Teufel steckt natürlich im Detail.

Beim Lab-Cache Mattlerbusch gab es nach jeder Teilaufgabe einen Hinweis für den Bonus, der dann wieder ein ganz normaler Rätsel-Cache war.

Beim Jubi-Lab folgte nach der letzten Station ein Video, dem man zum Bonus nachlaufen musste.

Hat  man die Lab-Caches abgeschlossen, wird man aufgefordert sie mit Sternen zu bewerten, die üblichen 1 bis 5.

Und dann habe ich etwas sehr verrücktes festgestellt: bekommt man bei einem normalen Multi einen Punkt in der Statistik, wenn man ihn beendet hat, gibt es beim Lab-Cache für jede Station einen Punkt. Das bedeutet, dass zwei Lab-Caches mit 5 Stationen als 10 Funde in die Statistik eingehen. Whut?

 

Okay, kommen wir zu meinem Fazit. Ich bin zu alt für diesen Scheiß 😉

Nein ernsthaft, ich komme vor wie ein Opa der denkt: Hatten wir früher nicht, brauchten wir früher nicht, will ich nicht. Aber lasst mich das erklären:

  1. Device: Lab-Caches erfordern, dass man ununterbrochen das Handy in der Hand hält und an hat (Akku). Zudem werden die Stationen nachgeladen (Datenvolumen, Netzempfang). Das ist im Vergleich zu meinem GPS, das mit einer Akkuladung 12h rennt und bei dem ich alle Caches vorab speichern kann (inklusive Stationen und Kommentare) und mit dem ich im Regen umher-rennen kann, besser gelöst. Die Vorstellung, beim Ablaufen der Stationen ständig ein Device in der Hand zu halten, dass mich gerne mal 1500€ kostet und beim nächsten Stolpern (ich schau ja auf das Display) hin ist… oh ne. Und wie „wasserfest“ die Handys heute sind, ist ein ständiger Streitpunkt. Wenn ich dann für den Bonus gezwungen bin, einem Youtube-Video nachzulaufen, hört es doch völlig auf.
  2. Points: Für Punktejäger mag das ja toll sein. Und es erklärt, warum plötzlich so viele Geocacher so hohe Fund-Zahlen haben. Aber ist das echt notwendig, für JEDE Station einen Fund zu loggen? Das verfälscht völlig das Bild. Bisher konnte ich sagen: 2780 Funde = 2780 Geocaches. Jetzt muss ich sagen 2790 Funde = 2782 Geocaches. Und das echt alles nur für die Statistik?
  3. Sternchen: Guten Caches gibt man einen Favoritenpunkt. Das ist gut so. Wie bewerte ich denn jetzt einen Cache mit 1-5 Sternen? Die beiden Labs heute fand ich ok – aber eben auch nicht mehr. Also gebe ich 3 Sterne und weiß jetzt schon, dass die Owner sauer auf mich sein werden. Aber wie gut (4) oder sehr gut (5) ein Lab-Cache sein kann, weiß ich nach zwei Caches ja noch gar nicht. Und einen Cache der gar nicht geht? Gebe ich dem einen Punkt oder zwei? Wann geht ein Cache gar nicht? Wer zur Hölle hat sich das ausgedacht?
  4. App: Die App ist unausgereift und richtet sich offensichtlich an eine Gruppe von Geocachern, die mit dem Umgang mit einem GPS überfordert sind – weil es z. B. überhaupt keine Anzeige von Koordinaten gibt. Eine Integration in das normale Geocaching, um z. B. Beifang (in der Nähe liegende andere Caches) mitzunehmen, ist nicht vorgesehen. In meinem Fall nicht tragisch, die sehe ich ja auf dem Garmin
  5. Sinn: Was außer neuer, unfertiger App, mehr Sternchen und mehr Statistik-Punkten macht denn jetzt LAB-Caches „besser“ als Multis? Und kommt mir nicht mit „ich kann jederzeit unterbrechen und später fortsetzen“, das kann ich mit Multis schon immer.
  6. Netz: Wie mache ich das eigentlich im Ausland, so von wegen Kosten für Datenübertragungen? Offline vorher runter laden ist ja nicht vorgesehen. Man ist auf Gedeih und Verderb an die App und die wiederum an eine funktionierende Onlineverbindung gebunden. Hat sich das ein Amerikaner ausgedacht, der nicht außerhalb von Amerika reist und die Probleme nicht kennt, die es machen kann, im Ausland bezahlbar mobile Daten nutzen zu können? Europa ist da ja mittlerweile(!) erfreulich voran gekommen, aber was mache ich z. B. in Canada?

Vielleicht bin ich wirklich zu alt. Aber ich verstehe den Sinn von Lab-Caches nicht. Und nach den beiden die ich bisher gemacht habe, ist es vielleicht zu früh für ein Urteil, aber eine wesentliche Verbesserung zu Multis sehe ich nicht. Eher Nachteile, insbesondere durch den Zwang, ständig das Handy zu benutzen. Und demnächst weiß ich nicht: Ist der Typ mit dem Handy und dem Kabel zur Powerbank ein Pokemon-Spieler oder ein Lab-Sucher? 😉

Allerdings sehe ich tatsächlich noch einen großen Vorteil: Für die Statistik-Cacher müssen weniger Powertrails gelegt und nicht mehr alle 160 Metern eine Plastikdose in den Wald geworfen werden. Das kann die Umwelt massiv entlasten. In sofern: Lasst die Lab-Spiele für die Statistik-Cacher beginnen. Ich bleibe bei meinem GPS. 😉

Was ich auch besser finde als erwartet: Dass die Lab-Caches nicht auf der normalen Geocaching-Website auftauchen. Das bedeutet zwar, dass ich sie nicht als Caches in GSAK importieren kann. Aber es bedeutet auch, dass wenn ich beschließe sie zukünftig wieder zu ignorieren, sie mir nicht das Kartenbild vollmüllen. Jetzt müssten die Lab-Owner nur noch aufhören, normale Rätselhaken als Bonus zu listen 😉

Der Saarfuchs, den  ich gerne lese, hat übrigens das Always-Online-Problem schon vor gut einem Jahr diskutiert.

„Ich reise viel und habe nicht immer eine Internetverbindung im Ausland. Zukünftig werde ich ohne diese nicht mehr an den Adventure Labs teilnehmen können. Ich fühle mich als zahlender Kunde ignoriert und ausgesperrt!“

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