Mach’s gut, kleines Samsung
Manchmal bin ich nostalgisch und ärgere mich, dass ich all die Computer, die ich in meinem Leben besessen habe, nicht mehr habe. Angefangen natürlich bei meinem Schneider CPC 464 mit Grünmonitor und eingebauter Datasette und meinem ersten PC, dem IBM PS/2 mit 386 SX. Mit dem PS/2 fing eine Zeit an, in der ich ständig an Computern geschraubt habe. 386DX, 486 Citrix, Pentium 66, Pentium 100, AMD Athlon, Soundblaster, Vodoo 3dfx, wenn Euch das alles nichts sagt, googelt es nicht. Es sind Dinge aus längst vergangenen Tagen, die heute kaum noch einer kennt. Gemein hatte alle meine Technik, dass ich mir immer sehr viel Gedanken gemacht habe, was ich brauche, was gut ist und „preiswert“.
Zeitsprung ins Jahr 2012.
Seit einer Weile fotografierte ich da schon digital, eine Sony Mavica war der Anfang, dann eine S2pro und ab der D200 von Nikon das ganze Sortiment. Welche Kamera ich 2012 hatte, weiß ich nicht mehr genau. Auch hier schlägt die Nostalgie wieder zu und ich frage mich, warum ich eigentlich alle Kameras wieder verkauft habe. Klar, es gab noch Geld dafür, dass in neue Technik angelegt werden konnte. Aber stellt Euch mal vor, ich würde Euch heute eine Digitalkamera zeigen, die ihre Bilder auf Diskette(!) speichert. (Für die Jüngeren unter Euch: Disketten sind sowas wie mit einem 3D-Printer erzeugtes Abbild des Speicher-Buttons in Eurer Software. Bei dem Ihr Euch immer fragt, was das eigentlich ist.)
2012 stand jedenfalls eine Reise an, für die ich ein Notebook brauchte. Mein Erstes, weil ich vorher nie eines gebraucht hatte. Es sollte als Bildspeicher dienen (damals waren Speicherkarten eher in Megabyte, vielleicht kleinen Gigabyte-Größen üblich) und auch für die Bearbeitung. Fürs Texte schreiben sowieso und wenn man noch Videos gucken könnte, wäre das nett. Vor allem aber: Klein, leicht, lange Akkulaufzeit.
Ich bin dann in einen Elektronik-Markt gefahren und habe mich mal umgesehen. Im Angebot war ein Macbook Air für 1.199€. Das Display war wirklich toll, die Tastatur fühlte sich toll an. Allerdings kein Windows (ich mag mein Windows, schön bunt!). Und lediglich 2GB Ram (fest verbaut, konnte nicht erweitert werden) und lächerliche(!) 64GB SSD (Festplatte). Damals hatte ich unter anderem ein Microdrive mit 8 GB im Einsatz. Falls Ihr nicht wisst, was das ist: Das ist eine Festplatte in der Größe einer Speicherkarte. I kid you not, so war das damals. Das bedeutete, dass ich nur 2-3 Mal die „Speicherkarte“ aufs Macbook hätte kopieren können, bis das voll war. Austausch der SSD im Macbook? Leider unmöglich.
Aber direkt daneben stand ein Samsung NP530U3B. Für 999€. Und dafür mit 4 GB Ram, die ich später auf 8GB aufgerüstet habe. Dazu eine 256GB Festplatte mit einer 20GB SSD als „Turbo Boost“ und Windows 7. Das Display war matt (ich liebe matte Display), zeigte aber tolle Farben. Die Tastatur war Bombe und die Akkulaufzeit sollte die gleiche sein, wie beim Apple.
Wenig überraschend habe ich das Samsung gekauft.
Und es nie bereut.
Wie ich schon erwähnt habe, habe ich irgendwann mal den Arbeitsspeicher auf 8GB aufgerüstet. Nach vielen Jahren wurde von Windows 7 auf Windows 10 upgedatet und damit zog auch eine SSD ein. Was mich fasziniert hat: Bis heute(!) könnt Ihr die Treiber, selbst für die 20GB-„Turbo-Boos“-SSD noch bei Samsung runterladen. Es funktionierte alles wie es soll.
Die Tastatur war so, dass ich mein komplettes erstes Studium praktisch mit dem Notebook bestritten habe. Und bei Foto-Einsätzen war es immer dabei, auch weil es über reichlich USB-Ports verfügte. Dazu HDMI und ein echter(!) Ethernet-Netzwerkanschluss. Vor einigen Jahren verlor dann der Akku deutlich an Leistung, ein Ersatz-Akku war aber für kleines Geld erhältlich und wurde eingebaut.
Heute jetzt ist das gute Stück gestorben. Nach der letzten Benutzung in den Schrank gelegt, heute angemacht: Nichts. Mein erster Verdacht war der Akku, aber auch nach längerem Laden zeigte sich das gleiche Fehlerbild, bei dem das Display ganz kurz angeht und dann wieder aus. Um wenige Sekunden später erneut zu zucken. Merkwürdig.
Ich habe dann heute Nachmittag die Teile, die ich selber tauschen und prüfen kann, mal unter die Lupe genommen. Ich kann jetzt ausschließen, dass es am Arbeitsspeicher, der Festplatte, dem Lüfter oder Akku liegt. Alle Kabel sind augenscheinlich in Ordnung.
Mit anderen Worten: Ich habe keine Ahnung, was ihm fehlt.
Ob ich ein Notebook, dass fast 10 Jahre alt ist, in den Computerhandel bringen soll? Ich weiß es nicht, es wäre wenn dann aus reiner Sentimentalität. Eine kleine Martkschau heute hat ergeben, dass es von LG ein Notebook gibt, das als Ersatz in Frage käme: das GRAM 14.
Ein Macbook scheidet aus. Schon alleine weil ich bei den neueren Geräten wieder nichts selber machen kann und, fast noch schlimmer, bei den preiswerteren Geräten gerade mal 1 USB-Anschluss verfügbar ist – der dann auch noch zum Laden dient. Apple ist es nicht wert. Auf der anderen Seite brauche ich eigentlich kein Notebook, weil ich auf Terminen eigentlich eh nur mit dem iPad-Pro 12.9″ unterwegs bin. Für „mal eben Fotos gucken“, Lightroom und rudimentäres Photoshop reicht das. Die Tastatur ist leidlich ok, längere Texte schreibe ich daran nicht. Dienstlich habe ich ja auch noch ein Thinkpad.
Das alles darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass ich wirklich traurig bin. Das kleine Samsung war einfach immer da, immer verfügbar, hat mich nie im Stich gelassen. Es hat andere Kontinente und fremde Kulturen kennen gelernt und ich habe viele Erinnerungen die ich vergessen werde, wenn ich das Notebook entsorge. Daher werde ich es behalten – kaputt oder nicht, damit ich mich erinnern kann. Und ich frage mich: Wäre das Gram z. B. auch mehr als 10 Jahre an meiner Seite?
Verrückt. Welche Bedeutung ein simples Notebook haben kann. Und wie wenig einem klar ist, wie besonders es in der heutigen Zeit ist, den gleichen Computer für mehr als 1 Jahrzehnt zu verwenden. Und es ist wie so oft im Leben: Die wahre Bedeutung begreift man erst, wenn es zu spät ist.
In diesem Sinne: Mach’s gut, kleines Samsung. Ich hatte eine tolle Zeit mit Dir.