Manchmal hasse ich es, recht zu haben.

Manchmal hasse ich es, recht zu haben.

Die Tagesschau meldet, dass der Vorstand der Grünen zurücktritt:

Stand: 25.09.2024 11:19 Uhr

Die Grünen-Parteivorsitzenden Lang und Nouripour haben ihren Rücktritt angekündigt. Nouripour sprach von der „tiefsten Krise der Partei seit einer Dekade“. (…) Die Co-Vorsitzenden Ricarda Lang und Omid Nouripour gaben den Rücktritt des gesamten Parteivorstandes bekannt. „Wir sind zum Ergebnis gekommen: Es braucht einen Neustart“, sagte Nouripour.

Die Entscheidung kommt nach einer Reihe von schweren Wahlniederlagen für die Partei.

Vorweg, ich finde das richtig, gut und konsequent. Leid tut mir Ricarda, die die gesamte Zeit massiv angefeindet wurde und das wird jetzt eher noch schlimmer.

Was mich stört ist, dass ich hier sitze und denke: „Hättet Ihr mal auf mich gehört!“

Ich weiß, es ist ein schlechter Charakterzug zu sagen, man habe Dinge ja gewusst und so. Nur ist es ja so, dass ich 2022 die Grünen verlassen habe, eben weil all das, was ich für mit Ursächlich halte, damals richtig an Fahrt aufnahm. Und ich habe das leider auf allen Ebenen gesehen: Von den Kommunen, über die Kreise und die Länder, bis hin zum Bund.

Im Ergebnis sind die Grünen nicht mehr die Alternative als die sie mal angetreten sind. Es wurde für Wähler*innen zunehmend schwerer zu wissen, warum sie die Grünen wählen sollen.  Wie das passiert ist?

Es war etwas, das in der Politik all zu oft passiert: Für die (persönliche) Macht werden Grundsätze über den Haufen geworfen, statt offener Kommunkation führt man lieber hintenrum Grabenkämpfe und Seilschaften auf Gefallen-Basis um sich gegenseitig zu helfen, Posten zu bekommen oder zu halten.

Ich habe oft und lange versucht, solche Dinge anzusprechen. Allerdings steht man damit auf verlorenem Posten, so lange es allen gut geht. Also genug Menschen davon profitieren.

Was ich der grünen Basis jetzt wirklich von Herzen wünsche ist, dass sie nicht die die Kontrolle übernehmen lässt, die ihre eigenen Posten im Auge haben. Sondern das sich die Basis der Grünen wieder auf das zurückbesinnt, was einst der Markenkern der Grünen war.

Und dazu gehört auch schon mal, auf die Teilnahme an einer Regierung zu verzichten, wenn man dafür „mit Bauchschmerzen“ arbeiten müsste. Dazu gehört auch viel Arbeit nach Innen, denn in den Strukturen muss jetzt darüber nachgedacht werden, ob die „Spitzenkräfte“ wirklich die Besten für die Partei sind und wer vielleicht auf einem Posten sitzt oder auf einen Posten hofft, der da nicht hingehört.

Deutschland braucht starke Grüne – für die Menschen, die Umwelt und für die Wirtschaft.

Deutschland könnte einen Bundeskanzler Habeck gut gebrauchen.

Ich hoffe, die Grünen machen etwas aus der mutigen und richtigen Entscheidung des Bundesvorstands zum Rücktritt.

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