Stoppt die Flüchtlinge, die arbeiten sollen ohne zu können!
Alle paar Jahre werden die gleichen Säue durch das Dorf getrieben. Zwei davon sind besonders populär:
- Es kommen viel zu viele Flüchtlinge, das schaffen wir NIIIIIIEEEEE!!!!
- Die Flüchtlinge arbeiten nicht, die nutzen nur unser Sozialsystem aus!!!!
Beides natürlich auch politisch extrem populär, kann man hier als Politiker doch echten Aktionismus zeigen, ohne etwas dafür tun zu müssen. Und man hat ein prima Feindbild, Menschen die am Rande von allem stehen. Die ganz unten sind. Die sich nicht wehren können.
Aber wie sieht denn die Wahrheit aus?
Es kommen zu viele Flüchtlinge!
Wenn man Statista glauben mag, liegen wir bei ungefähr 250.000 Flüchtlingen, die nach Deutschland kommen. Das kann man nur schwer einordnen, weil die Zahlen teilweise extrem schwanken und zwischen 77.651 Menschen in 2012 und 745.545 in 2016 liegen.
In wie weit das eine Belastung für Deutschland darstellt, ist natürlich eine ganz andere Frage. Auf der einen Seite sind wir etwas über 80 Millionen Menschen in Deutschland – da sind 250.000 nicht sehr viel.
Auf der anderen Seite haben wir ein massives Problem mit der Überalterung und fehlendem Nachwuchs (demographischer Wandel). Daraus ergibt sich das Problem, dass wir eigentlich Zuwanderung brauchen, wenn wir unsere Gesellschaft auf dem gleichen (Leistung-)Niveau halten wollen.
Der Spiegel schrieb dazu schon 2010, dass wir in Deutschland pro Jahr 500.000 Zuwanderer brauchen. Und das nur um den Status Quo beizubehalten. Im Jahr 2015 wurde das von Sigmar Gabriel noch mal bestätigt, der ebenfalls 500.000 Zuziehende, pro Jahr wohlgemerkt, für Problemlos hielt.
Und so überraschend das auf den ersten Blick scheint: Selbst die FDP forderte 2022 eine Zuwanderung von 400.000 Menschen pro Jahr. Denn die FDP vertritt wie keine andere Partei das Kapital. Das braucht Ressourcen. Vor allem Arbeitskräfte.
Die wollen nicht, sie sollen gar arbeiten!
Das zweite, was gerne durchs Dorf getrieben wird, ist der Ruf nach einer Arbeitspflicht. Das kommt ebenfalls alle paar Jahre und verschweigt ein pikantes Detail: Denn die meisten Menschen die nach Deutschland kommen, wollen arbeiten, sie dürfen aber nicht. Es ist also ausnehmend pervers, Menschen zu verbieten zu arbeiten um ihren eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten – nur um sie im nächsten Moment genau dazu verpflichten zu wollen.
Und in Wahrheit?
Deutschland hat ein Problem: Politiker*innen geben sich gerne populistischen Themen hin, mit denen die mit der Angst der Wähler*innen spielen können.
Die wirkliche Welt sieht nämlich völlig anders aus:
- Viele Menschen wollen nicht nach Deutschland, weil unser Land für zuziehende Menschen viel zu unattraktiv ist. Die legale Einreise, das legale Aufbauen eines Lebens, das legale verdienen des eigenen Lebensunterhaltes wird bis zum unendlichen erschwert und dann kommt noch die latente Fremdenfeindlichkeit hinzu.
- Die Menschen aus dem Ausland jedoch, die in Deutschland arbeiten, zeichnen sich durch ein bemerkenswertes Phänomen aus: Sie zahlen mehr in die Sozialversicherung ein, als sie selbst entnehmen. Sie sind also gut für die Wirtschaft und das Gemeinwesen.
Was es also bräuchte ist, eine drastische Vereinfachung der Möglichkeiten legal nach Deutschland einzureisen. Denn die oft postulierte Kriminalität bei Flüchtlingen entpuppt sich in der Regel als „Verbotene Einreise“. Und die Menschen die Einreisen, gleich ob zwanglos oder weil sie auf der Flucht sind, müssen die Möglichkeit haben, ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen.
Das das nicht passiert ist der Komplexität geschuldet. Und eben dem, dass man damit ja nicht mehr die Säue durchs Dorf treiben könnte, Deutschland würde „überfremdet“. Was überhaupt das dämlichste aller Argumente ist, wenn ich Döner essend in meinem französischen Auto englische Musik höre.
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Headerbild: Adobe Express