The Walking Dead – das Ende einer Ära (ohne Spoiler)
2020. Die erste Folge.
2022. Die letzte Folge.
Das kann man wohl eine Ära nennen.
Als ich vor über einem ersten Jahrzehnt die erste Folge von „The Walking Dead“ sah, hat mich die Serie direkt gepackt. Don’t open, Dead inside.
Dabei könnte ich nicht mal so genau sagen, warum eigentlich. Vielleicht weil es eine gewisse Ähnlichkeit zu „28 Days Later“ gab, einem Film den ich sehr gern gesehen habe. Vielleicht weil ich Endzeitfilme und -serien ohnehin mag oder ach weiß denn ich, es gefiel mir einfach.
Und das blieb so. Natürlich waren nicht alle Folgen gleich spannend. Natürlich waren nicht alle Staffeln gleich gut. Natürlich brauchte sich das Schema „Gruppe reist umher, findet vermeintlich sicheren Unterschlupf, scheinbar übermächtiger Gegner taucht auf, Gruppe gewinnt am Ende, Gruppe reist umher“ irgendwann auf. Und trotzdem schaffte es die Serie, dass man mit ihr verwuchs. Man weinte um Freunde die starben, man hasste Feinde die dafür Verantwortung trugen, man hoffte und bangte. Man beobachtete Menschen bei ihrem Wandel im Laufe der Zeit und Kinder beim heranwachsen. Die Gesellschaft, die sich in der Postapokalypse neu erfinden muss.
Ich glaube, das ist ein viel zu selten betrachteter Aspekt und der Grund dafür, warum ich lange Geschichten – gleich ob viele Staffeln einer Serie oder Bände eines Romans – so mag. Natürlich weiß man am Ende eines einzigen Filmes, welche Protagonisten überlebt haben – aber wie wird ihr Leben in ein paar Jahren aussehen? Und am Ende eines Buches? Da überkommt einen oft die Leere, weil man nicht weiß womit man das Loch füllen kann, dass das Ende einer Geschichte lässt, wenn man aus ihr heraus und zurück in die „Realität“ geworfen wird.
Dabei haben mich die Spin-Offs komischerweise nie gekriegt. „World Beyond“ ist praktisch direkt aus meinem Gedächtnis verschwunden und „Fear the Walking Dead“ finde ich seit einigen Staffeln einfach nur super langweilig und uninspiriert. Komisch deswegen, weil die Erweiterung der Welt eigentlich hätte spannend sein können.
Die Hauptserie dagegen… die lief jetzt ins Finale. Nach über 170 Folgen sollte Schluss sein und natürlich ist da die Frage im Raum: Wie kann man so eine Serie enden lassen? Was ist ein würdiges Ende? Als jemand der das Ende von „Breaking Bad“ praktisch perfekt und von „Game of Thrones“ unbeschreiblich grauenvoll fand, hoffte ich auf das Erstere. Hielt es aber für unmöglich, wie sollen all die offenen Fragen beantwortet werden, wie sollen die Charakterbögen geschlossen werden? Würde es also eher wie das Letztere?
Und dann kam das Ende. Folge 11×24. Es war erst nah, dann war es da, jetzt liegt es hinter mir.
Und es hat mir gefallen.
Es wäre problemlos möglich gewesen, dieses Finale zu versauen. Und genau das hat man nicht gemacht. Im Gegenteil, selbst wenn ich am Ende nicht Werbung für die noch kommenden Spin Offs gesehen hätte, natürlich geführt von „Dead City“, wäre das Ende gut gewesen. Nicht perfekt. Aber schön. Bewegend. Angemessen. Würdevoll.
Weil es sich die Zeit nimmt dahin zurück zu kehren, wo „The Walking Dead“ herkommt. Das Ende geht an den Anfang, es führt die Zuschauer tief ins Innere dessen, was „The Walking Dead“ so besonders gemacht hat. Und das waren nicht die Zombies. Das war nicht der Zerfall. Das war nicht das Ende.
Es waren die Menschen.
Die Menschen, die wir über ein Jahrzehnt begleiten durften. Durch Höhen und Tiefen. Freundschaft und Feindschaft. Glück und Leid.
Und so sitze ich hier, tippe diese Zeilen und denke mir: Man hätte bei diesem Ende viel falsch machen können. Statt dessen hat man vieles richtig gemacht.
Werde ich „The Walking Dead“ vermissen? Mit Sicherheit. Hoffe ich, dass „Dead City“ viele Fäden wieder aufnimmt? Worauf Ihr wetten könnt.