Und dann war der Strom weg.
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Ich mache mir, wie vermutlich jede und jeder von Euch, Gedanken über den kommenden Winter. Das was mich dabei am Meisten beunruhigt ist, dass ich einen flächendeckenden, längerfristigen Stromausfall für nicht unwahrscheinlich halte. Denn an Strom hängt alles – bis hin zur Wasserversorgung und Lieferketten. Letztere sind durch das „Just-in-Time“-Konzept besonders anfällig, weil die Straßen heute als Lager dienen und was ist, wenn die LKW, die uns versorgen für einige Tage nicht mehr tanken können? Wenn keine Züge fahren, weil sie weder Strom haben, noch Diesel tanken können? Wenn ihr nicht mehr tanken könnt? Wenn der Kühlschrank ausfällt und im Winter, wo es lange Dunkel ist, kein Licht in Eurer Wohnung scheint? Es gibt so viele „Horror-Szenarien“ die damit zusammen hängen, dass für nur wenige Tage der Strom ausfällt, ich mag gar nicht darüber nachdenken.
Europa hat sein Stromnetz untereinander verbunden, was hilft lokale Probleme auszugleichen. So konnten wir z. B. diesen Sommer Strom nach Frankreich liefern, wo – wie jeden Sommer – die Atomkraftwerke mal wieder mangels Kühlwasser nicht richtig liefen. Dummerweise heizen viele Menschen in Frankreich mit Strom und deswegen werden wir im Winter nicht den umgekehrten Weg gehen können. Warum wir das vielleicht müssen?
Die letzte, allerletzte Karte die Putin im Krieg um die Ukraine im Ärmel hat ist, Europa das Gas im Winter abzudrehen. Dummerweise brauchen wir viel davon zum Heizen und zum Strom erzeugen. Noch dümmer ist, dass viele Menschen angesichts der explosionsartig steigenden Gaspreise Heizlüfter kaufen, um im Winter mit Strom anzuheizen. Die Herausforderungen für das europäische Stromnetz werden riesig sein. Und so sehr ich den Verantwortlichen vertraue, ich möchte mich nicht in einem Stromausfall finden, der mehrere Tage dauert, ohne mir darüber vorher Gedanken gemacht zu haben.
Ein paar möchte ich hier teilen. Und vielleicht habt Ihr Lust sie mit Euren Ideen und Gedanken zu erweitern.
Strom
Strom an sich stellt ein und das Problem dar. Ich brauche ihn schlicht für alles. Vieles lädt heute per USB, also schaue ich, dass meine Powerpacks voll geladen sind. Ich persönlich habe gute Erfahrungen mit den Geräten der Fa. Anker gemacht (Beispiel). Was man kauft ist aber vermutlich egal, so lange es nur eine recht hohe Speicherkapazität hat (angegeben in mAh) und das man dafür sorgt, dass die Dinger voll sind.
Abgesehen davon bin ich aber auch ein Fan von normalen Standard-Batterien, die man an jeder Tanke bekommt. Also AA („Mignon“) und AAA („Mikro“). Auf die werde ich noch öfter zu sprechen kommen.
Gut, damit ist der „Kleinscheiss“ erledigt. Ich brauche aber mehr, weil ich darüber nachdenken muss, auch die Gefriertruhe und den Kühlschrank weiterlaufen zu lassen. Kurzfristige Stromausfälle stecken moderne Geräte erstaunlich gut weg und halten lange die Kälte – so lange man sie nicht öffnet. Ich denke aber auch an Fälle an denen man regelmäßig an den Kühlschrank muss um an Medikamente zu kommen, wie z. B. Insulin und bei denen man um jeden Preis verhindern will, dass sie warm werden. Hier bieten sich sogenannte „Powerstations“ an. Die bekanntesten Hersteller sind neben Anker auch ECOFLOW, BLUETTI oder Jackery (Beispiel)Die Geräte haben einen zweiten Vorteil: Am 12V-Anschluss kann man zur Not eine Kühlbox z. B. für Medikamente und empfindliche Lebensmittel recht lange betreiben.
Besorgt Euch genug Batterien, vor allem in AA und AAA. Bei eBay gibt es die in größeren Stückzahlen.
Kälte
Neben der Möglichkeit, Kühlschränke mit einer Powerstation am Laufen zu halten, empfiehlt es sich, Kühlakkus im Gefrierschrank zu haben. (Beispiel) Die kann man bei einem Stromausfall in den Kühlschrank und/oder die Kühlbox packen, damit man dort über eine längere Zeit mit weniger Strom zu-kühlen muss. Um so weniger davon notwendig ist, um so länger hält z. B. eine Powerstation. Und um so länger die Kühle gehalten werden kann, um so länger halten sich Medikamente und Lebensmittel.
Essen und Trinken
Ich halte es für unverzichtbar, einen Vorrat an Trinkwasser im Haus zu haben, der ausreichend groß dimensioniert ist. Beim Essen kann man vermutlich gut auf Dosen zurück greifen und z. B. Ravioli zur Not auch kalt essen. Dosen halten im Grunde ewig. Was auch ewig hält sind Trekkingkekse (Beispiel) und Trekking-Food. Das gibt es in verschiedenen Ausführungen wie z. B. einzelne Mahlzeiten (Beispiel) oder ganze Tagesrationen (Beispiel). Die Vorteile sind hohe Packdichte (nehmen wenig Platz weg), hohe Energiedichte (viele Kalorien) und praktisch ewige Haltbarkeit. Dem gegenüber steht, dass man oft heißes Wasser braucht. Kann man Ravioli auch kalt essen, ist spätestens hier oder bei Dosensuppen Schluss.
Es braucht dann mindestens die Möglichkeit ohne Strom Wasser zu erhitzen. Geht es nur darum, gibt es superschnelle Gas-Systeme die mit Kartuschen arbeiten, z. B. von Jetboil (Beispiel ). Schnell ist aus zweierlei Gründen wichtig: Um so schneller das Wasser kocht, um so weniger Gas brauche ich aus der Kartusche. Und wenn ich mehrere Essen zubereiten will, geht es auch schneller.
Wer „richtig“ kochen will, kann dagegen zu einem günstigen Gasbrenner (Beispiel)mit Campingtöpfen (Beispiel) greifen.
Denkt bitte daran, dass solche Sachen den Bedarf an Trinkwasser erhöhen. Und überlegt wie Ihr an Wasser kommt (Trinkwasser, Regenwasser), falls Ihr was waschen oder spülen müsst oder auch für das WC, falls zu allem Glück auch noch das Wasser ausfällt.
Es empfiehlt sich, neben Wasser auch z. B. haltbare Milch, Kaffeepulver und anderes im Lager zu haben. Daneben kann ich aus Erfahrung nur dringend dazu raten, auch was Süßes vor-zuhalten. Das muss nicht zwingend Schokolade sein, Dosenfrüchte tun es auch. Psyche und so.
Licht und Wärme
Ihr braucht Streichhölzer oder Feuerzeuge, Teelichter, Stumpenkerzen, Taschenlampen, Stirnlampen. Ja, die braucht Ihr. Aber der Reihe nach:
Es gibt gut Stumpenkerzen, die sehr lange brennen und ein gleichmäßiges Licht erzeugen. Sie helfen Euch, eine „Grundhelligkeit“ zu erzeugen (Beispiel). Die kann man gut mit Teelichtern ergänzen, die dann auch in der Menge mehr Wärme abgeben. Das ist aber nicht genug Licht um z. B. vernünftig zu lesen, weswegen ich Euch dringend empfehle, Euch gute Stirnlampen anzuschaffen. Dann habt Ihr die Hände frei. Ich persönlich bevorzuge immer solche, die ich mit normalen Batterien nutzen kann, wie z. B. meine Black Diamond Storm, weil die eben auch ein flächiges Licht zum Lesen anbietet und nicht nur einen hellen Spot für die Fernsicht. Die 4 Batterien in der Größe AAA halten gefühlt ewig. Zusätzlich sollte man immer eine kleine Lampe mitnehmen, wie z. B. die Fenix E01. Ich persönlich halte viel von Fenix und Black Diamond (neben meiner Maglite, aber die ist zu groß für die Allgemeinheit). Was Ihr nehmt ist vermutlich egal – aber achtet auf Standard-Batterien.
Für die Wärme: Decken, Decken, Decken. Ernsthaft, deckt Euch mit Decken ein. Und wenn möglich, einem guten Mumienschlafsack (Beispiel). Die Kapuze ist wichtig, um über den Kopf nicht unnötig Wärme zu verlieren. Tragt Schichten, auch gerne lange Unterwäsche. Schleichendes Auskühlen ist furchtbar. Nur macht bitte eines nicht: Stellt keinen Grill, egal ob Kohle oder Holz in die Wohnung – CO-Vergiftungen sind oft die Folge und meist tödlich.
Kommunikation
Im Falle eines Stromausfalls wird praktisch sofort das Internet zum Problem, spätestens dann wenn die Akkus der Mobilfunktürme leer sind. Verlasst Euch nicht darauf, sondern kauft Euch lieber ein billiges UKW-Radio, dass mit Batterien betrieben werden kann. Achtet wieder auf die Standard-Batterien AA oder AAA (Beispiel). Es muss nix wildes sein. Alles was Ihr wollt, sind Nachrichten.
Tja… und jetzt kommen wir zu einem Thema, dass in Deutschland sträflich vernachlässigt wird: Funk. Kaum ein Mensch kennt noch Funkgeräte, weil wir heute ja alles mit dem Handy machen. Das ist bedauerlich, denn gerade im Falle eines Stromausfalls kann ein Funkgerät viel helfen. Ich würde Euch am Liebsten an der Stelle CB-Funkgeräte empfehlen, schon weil es die auch in Versionen gibt, die man mit AA-Batterien betreiben kann (Beispiel). Ich weiß aber schon jetzt, dass Ihr bei dem Preis abwinkt.
Eine Alternative sind sogenannte „PMR“-Funkgeräte, die eine Weile z. B. bei Geocachern beliebt waren („Kanal 2 – immer dabei“ 😉 ). Diese sind klein, handlich und deutlich preiswerter. Nachteile sind, dass sie in der Regel weniger Reichweite haben und meist mit proprietären Akkus daher kommen. (Beispiel) Da könnte man aber z. B. auf Geräte schauen, die man per USB laden kann. Der Nachteil geringer Sendeleistung ist übrigens dann wieder ein Vorteil: die Akkus halten relativ lange. 2 gute PMR wie die verlinkten Motorola kosten übrigens die Hälfte von einem (dafür besseren) CB-Funkgerät. Ich habe trotzdem beides im Einsatz 😉
Eine kluge Idee könnte sein, sich unter Nachbarn zu vernetzen und einen gemeinsamen Kanal zum „ansprechen“ ab zumachen und regelmäßige Zeiten zu denen man sich meldet. Z. B. 18 Uhr. Das ist ungemein gut für die Psyche, wenn man die Stimmen der anderen hört.
Wer in meiner Nähe wohnt: ich bin um 18 Uhr auf beiden Geräten auf Kanal 2 ansprechbar 😉
Medikamente
Sorgt dafür, dass Ihr immer für mindestens 1 Woche Medis im Haus habt. Wenn es keinen Strom gibt, gibt es auch keine Apotheke. Achtet auch auf Medikamente für den kleinen Schmerz und legt Euch irgendwo gut erreichbar ein Erste-Hilfe-Set hin. Habt einen Medikamentenplan und eine Liste mit Allergien, falls es hart auf hart kommt. Und schaut noch mal nach oben auf den Punkt Kühlung, wenn Ihr empfindliche Medikamente habt.
Public Places
Im Falle eines mehrtägigen Stromausfalls werden Kommunen, Landkreise, Hilfsdienste Orte einrichten, an denen man sich aufwärmen kann und auch Essen und Trinken bekommt. Das sind auch Orte zur Begegnung, die für uns als soziale Wesen wichtig sind. Aber wichtig: Um so weniger Ihr auf die Verpflegung dort angewiesen seid, um so mehr ist für andere Menschen verfügbar. Auch wenn der Hang vielleicht groß ist zu sagen, da gibt es was für Umsonst, die eigenen Sachen kosten Geld. Jede/r mit Vorbereitung ist eine/r weniger, der oder die versorgt werden muss. All das was ich hier geschrieben habe, kostet ein paar €. Und wir müssen an die denken, die sich nicht mal eben für eine Woche Lebensmittel irgendwo hinlegen können. Aber besucht diese Orte um in Kontakt zu bleiben. Und versucht dort auch Netzwerke z. B. für PMR zu knüpfen.
Waffen
Jetzt wird es zum Abschluss wichtig:
Ihr müsst Euch nicht bewaffnen. Wirklich nicht. Ein Stromausfall ist nicht das Ende der Zivilisation, Ihr werdet nicht Euer Hab und Gut mit Gewalt vor marodierenden Banden schützen müssen. Auch wenn die Idee nahe liegt, bitte verzichtet darauf, Waffen für den Notfall zu kaufen. Das Geld ist woanders besser aufgehoben.
Aber:
Es gibt in Deutschland sehr viele Menschen mit der waffenrechtlichen Erlaubnis, eine Waffe zu führen. Ich nehme an, dass man in einer solchen Situation den einen oder die andere sehen kann. Bitte habt immer folgendes im Hinterkopf: Ich kann den Wunsch verstehen, zu denken das man dann die Polizei rufen muss. Das ist aber ein zweischneidiges Schwert, weil die Polizei immer davon ausgehen muss, dass keine Erlaubnis vorliegt und sich so verhält. Das ist in einer solch angespannten Situation für alle Beteiligten doof und kann schnell eskalieren, bevor es sich klärt. Gleichzeitig wird die Polizei alle Hände voll zu tun haben. Also wägt gut ab, ob der oder die, die ihr seht nicht möglicherweise eine entsprechende Erlaubnis besitzt. Das ist für uns in Deutschland ein heikles Thema, weil wir es nicht gewohnt sind, Waffen in der Öffentlichkeit zu sehen. Aber glaubt mir, die Anzahl der Erlaubnisinhaber ist ziemlich groß. Und unser aller Ziel muss sein, eine Krise ohne Konflikte hinter uns zu bringen. Machen wir uns also gegenseitig nicht das Leben schwer und auch nicht den Ordnungskräften – die werden genug um die Ohren haben.
Fazit:
Vermutlich wird gar nichts passieren. Vermutlich ist das alles hier nicht notwendig. Aber es ist vielleicht trotzdem eine Idee, mal darüber nachzudenken. Und wenn Ihr denkt, hier fehlt noch was, dann schreibt es mir in die Kommentare und ich ergänze. Die Version hier ist das Ergebnis eines Spaziergangs und sicherlich nicht zu Ende gedacht.
Und eine Bitte:
Wenn es Euch finanziell gut geht, denkt bitte an die, bei denen das nicht so ist. Ihr kennt bestimmt wen. Wenn es Euch finanziell nicht gut geht, sprecht Eure Freunde und Bekannten an. Wenn passiert, was nicht passieren wird, sollten wir alle zusammen stehen.
Und als kleine Anekdote: Wenn man zu viel Geld hat, hat man auch Sorgen. Dann halt andere.
Ein Gedanke zu „Und dann war der Strom weg.“
Das Thema Stromausfall hab ich dieses Jahr zumindest schonmal im kleinen für mich bearbeitet und damit immerhin schon eine geplante 4 Stunden-Strom-Abschaltung überbrückt.
Bei mir schnurrt nun eine ECOFLOW River Max im Hintergrund mit. Mit der passender Solarzelle und/oder der Möglichkeit am Fahrzeug nachzuladen bin ich auch im Blackout nicht ganz handlungsunfähig. Damit komm ich zwar insgesamt nicht weit, kann aber ausgewählte Systeme im Haus weiter betreiben.
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