Voerde und die A*D
Gestern und heute sind zwei bemerkenswerte Tage in und für Voerde.
Für gestern, den 29.02.2020 war eine Veranstaltung der A*D mit einer ihrer Führungspersönlichkeiten in Wesel geplant. Dagegen formierte sich schnell ein bunter Widerstand und der Inhaber der gewählten Location sprach ein Hausverbot aus.
Um so größer die Überraschung bei vielen, als die A*D, bzw. deren „Stargast“ dann auf Facebook postete, dass man gar nicht in Wesel gewesen sei, sondern in Voerde und das das ja quasi schon immer der Plan war.
Das Foto erlaubte den „Ureinwohnern“ den Raum als den Saal der ehemaligen Gaststätte „zur Kutsche“ zu erkennen, heute das „Jedermann“.
Die Gaststätte „Jedermann“ sollte nach einem Zeitungsbericht eigentlich erst am 01.03.2020 richtig öffnen. Für die A*D machte man da offensichtlich eine Ausnahme von der Regel und öffnete die Türen.
Das führte natürlich zu Entsetzen und Protest. Und jetzt könnte man es sich leicht machen und zu einem Boykott des „Jedermann“ aufrufen. Aber es lohnt, vielleicht auf die Details zu achten.
Da ist zunächst die Gastwirtin, die sich genötigt sah, noch in den Abendstunden ein Video mit einer Entschuldigung zu veröffentlichen.
Ihrer Aussage nach wusste sie nicht, dass die Buchung von der A*D gekommen ist. Ihr Video wirft eine Reihe von neuen Fragen auf, da die Fotos der Veranstaltung sich nicht mit ihren Beschreibungen decken, sowohl was den Service angeht, als auch die Gäste. Auch scheint es höchst seltsam, dass die regulären Gäste die WCs im Keller aufsuchen sollten, weil die Gäste im Saal für sich bleiben wollten. Auch wieso eine Beerdigungsgesellschaft sehr große Stellwände mit sich führt ist fraglich. Es scheint möglich, als wäre das die Reißleine, weil man die öffentliche Kritik an einer A*D-Bewirtung unterschätzt hat.
Aber es gilt schon immer der Grundsatz „Im Zweifel für die Angeklagte“ und wir wollen hier ein Mal annehmen, dass sie wirklich nicht wusste, wer da zu Gast ist und das die Inhaberin, vielleicht aus einer gewissen Naivität heraus, wirklich ihre eigenen Räume nicht im Auge behalten und auf eine Bewirtung verzichtet hat.
Wäre dem so, würde das bedeuten, dass die A*D bewusst die Gastgeber belügt. Gleiche Signale kommen ja aus Wesel, wo der Inhaber des Hotels zwar nicht grundsätzlich die A*D des Hauses zu verweisen scheint, aber auch nicht wollte, dass MdB Brandner dort auftritt.
Einfach gesagt wäre es dann:
Ganz Deutschland hasst die A*D.
Und es ist schon bezeichnend, wenn Dir niemand einen Raum zur Verfügung stellt, wenn Du sagst, wer Du bist. Das sollte eigentlich eine gewisse Selbstkritik auslösen. Das wir die von der A*D nicht erwarten dürfen, dass man sich dort lieber als Opfer, denn als Täter sieht, geschenkt.
Aber die Auswirkungen sind natürlich fatal. Denn mal angenommen die Gastwirtin sagt die Wahrheit. Ein solcher Termin der A*D in den eigenen Räumen kann schnell zu ernsthaften wirtschaftlichen Konsequenzen führen. Wenn ich mir jetzt eine Gaststätte vorstelle, die am Tag vor der Eröffnung in die öffentliche Wahrnehmung als „Vereinslokal der Rechten“ gerät, muss ich kein Prophet sein um anzunehmen, dass die Geschichte der Gaststätte „Jedermann“ eine sehr kurze Geschichte wird und die A*D das zumindest billigend in Kauf nimmt. Also praktisch über Leichen zu gehen bereit ist.
Ich sehe aber noch eine weitere Komponente:
Wenn ich mir dann anschaue, dass auf dem Gruppenfoto 21 Männer (überwiegend alt und sehr weiß) und 2 Frauen zu sehen sind, dann stelle ich mir die Frage ob 24 Personen (Fotograf/in inklusive) tatsächlich in der Lage sein dürfen, eine Stadt wie Voerde so dermaßen in Aufruhr zu versetzen. Ob 24 Personen sich hier wirklich als „Gewinner“ darstellen dürfen, die nicht nur eine Politik der Hetze und Ausgrenzung goutieren, sondern die auch bereit sind, jegliche Folgen ihres Handelns in Kauf zu nehmen um sich selbst als „Zukunft“ zu verkaufen.
Was bleibt ist ein sehr fahler Nachgeschmack.
Ich bin einerseits erfreut, dass die Reaktion in den sozialen Medien und Gesprächen, die ich gestern noch geführt habe, eindeutig sind:
Die A*D gehört nicht zu und wird nie Teil von Voerde.
Auf der anderen Seite haben wir hier eine offensichtlich bestürzte und jetzt mit Recht um ihre unternehmerische Zukunft bangende Gastwirtin mit unklarer Rolle und eine Gruppe von alten weißen Männern, die Zwietracht und Unruhe streuen.
Und völlig losgelöst von all den Kritikwürdigen Äußerungen der A*D zeigt sich hier, dass das Problem nicht Gauland, Höcke, Weidel heißt. Das Problem mit der A*D sind deren Wähler und Mitläufer, die sich so „stolz“ fürs Foto hinstellen und denen jede Folge ihres Handeln scheiß egal ist. Denn sie verkörpern ja die Herrenrasse, Entschuldigung die „politische Alternative“.
P.S.: In meiner ganz persönlichen Meinung glaube ich nicht, dass die Wirtin eine böse Absicht hatte, ich glaube aber auch nicht, dass sie nicht mitbekam, wer da zu Gast ist. Für mich persönlich kann ich daher nur den Schluß ziehen, mich erst mal vom Jedermann fern zu halten. Das ist aber eine Entscheidung, die bitte jeder für sich selbst treffen muss – denn damit geht auch eine Verantwortung einher, wenn der Laden schließt.
Das Problem: Damit fördere ich die Taktik der verbrannten Erde der Blauen / Braunen. Denn mit einer solchen Taktik kann die A*D unzählige Läden für politisch links stehende Menschen unbesuchbar machen. Eine Lösung für dieses Dilemma habe ich nicht.
Edit: ich habe das PS noch mal umformuliert
Ein Gedanke zu „Voerde und die A*D“
Wer zuerst schreibt „in dubio pro reo“ und dann aber dann kundtut, dem Betrieb fernzubleiben, weil der glaubt, die Wirtin sein nicht ganz unschuldig, der sollte sich noch mal in Ruhe hinsetzten und das Ganze überdenken. Sonst ist man am Ende noch ein bisschen mitverantwortlich für den wirtschaftlichen Schaden dieses Unternehmens, oder?
Ich finde das ziemlich daneben.
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