Voerder Landwirte haben Angst vor der Zukunft?

Voerder Landwirte haben Angst vor der Zukunft?

Heute ist ein Artikel Artikel in der NRZ, der mich richtig wütend macht. Wegen einer wunderschönen Täter-Opfer-Umkehr, die leider genau gar nicht redaktionell eingeordnet wird.

In dem Artikel wird ein Landwirt aus Voerde befragt:

„Sorge bereitet das vor allem den Bauern: „Ich schaue jeden Tag den Wetterbericht“, erzählt xxxx. Der Voerder Landwirt betrachtet das momentane Klima mit Angst.“

Und jetzt ratet mal, wer der Landwirt ist…. Richtig, Ingo Hülser. Und versteht mich nicht falsch, ich glaube ihm, dass er als Landwirt große Sorgen hat. Nur was fehlt ist ein „klitzekleiner“ Hinweis.

Darauf, dass er der Fraktionsvorsitzende der CDU im Rat Voerde ist. Der Fraktionsvorsitzende, der in einer Ratssitzung sagte, wenn er aus dem Fenster schaue, könne er kein CO2 sehen. Der Fraktionsvorsitzende einer Partei, deren Abschnitt „Umwelt“ im Programm zur letzten Wahl diese Position enthielt:

Mit einer Mehrheit im Rat würden wir den Klimanotstand sofort beenden.

Gute befreundet ist Ingo übrigens mit dem Fraktionsvorsitzenden der FDP, der ebenfalls landwirtschaftlich tätig ist. Diese FDP in Voerde behauptete nämlich, dass Austrocknen der Flüsse wäre doch gar kein Zeichen des Klimawandels

Was ich mir in so einem  Artikel wünsche ist eine Einordnung. Nicht nur „alles ist ganz furchtbar“, sondern eben auch: „Die, die es jetzt trifft, tragen politisch eine erhebliche Verantwortung“. Ich erwarte kritisches Nachfragen, auch in Bezug auf die Rolle des Deichgräf Ingo Hülser, der sich zunehmend mit katastrophalen Hochwassergefahren konfrontiert sehen wird. Es ist m. M. n. unredlich so zu tun, als wären das 3 Personen, die nichts miteinander zu tun haben. 

Und CDU und FDP sind scheinbar gegen alles, was man in Sachen Umweltschutz fordert. Egal ob ich ein Grundwasser-Monitoring fordere (das wir aber bekommen haben) oder den Klimanotstand um die Auswirkungen des Handelns auf die Umwelt zu betrachten (den ich bekommen habe). Es ist doch ein makaberer Twist der Geschichte, dass jetzt gerade die, die Jahrzehnte lang die Transformation zu einer ökologisch nachhaltigen Gesellschaft verhindert haben, also gerade die CDU und auch die FDP, jetzt diejenigen sind, die plötzlich Angst haben.

Die sie übrigens nächste Woche wieder vergessen haben werden wenn sie uns erklären, warum ein Tempolimit eine unzulässige Einschränkung ihrer Freiheiten darstellt oder warum das 9€-Ticket leider nicht bezahlbar ist.

Ich habe Mitleid mit Ingo Hülser als Landwirt. Ich habe Sorge um unsere Versorgung mit Lebensmitteln durch die heimische Landwirtschaft. Ich habe aber kein Verständnis mehr dafür, wie man gleichzeitig seine Angst formuliert und als Fraktionsvorsitzender der CDU Voerde weiter einem Kurs folgen wird, der den Zug in den Abgrund eher beschleunigt als bremst.

Aber vielleicht, nur ganz vielleicht, ist das eigene Leid jetzt ja Motivation genug um die eigene (politische) Position zu überdenken und zu verändern. Man soll ja die Hoffnung nicht aufgeben. 

Ein Gedanke zu „Voerder Landwirte haben Angst vor der Zukunft?

  1. Jo, das kommt mir sehr bekannt vor. Auch bei uns (Langen, Hessen) waren und sind CDU und FDP (und eine andere Kleinpartei) gegen diverse Maßnahmen, die ökologisch sinnvoll sind. Zum Beispiel wurde erst kürzlich dagegen gestimmt, der Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ beizutreten. Mit ganz abstrusen Argumenten. Es ist ein Graus, wenn man diesen Leuten zuhört. Und es wird immer klarer, dass sie Politik nur für die Wirtschaft machen und 1 und 1 nicht zusammenzählen können. Erschütternd… 🙁

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