Von einem der Auszog, ein Auto zu kaufen
Mein Auto ist jetzt 10 Jahre alt und seit einer ganzen Weile trage ich mich mit dem Gedanken, es gegen was Neueres auszutauschen. Einer der auf der Hand liegenden Gründe ist, dass mein Auto bei weitem mehr Schadstoffe ausstößt als moderne Fahrzeuge. Und egal, wie selten ich fahre: Auf die KM betrachtet ist mein Auto nicht mehr Zeitgemäß. Demgegenüber steht, dass mein Auto rein mechanisch auch die nächsten 10 Jahre wohl problemlos weiterlaufen könnte. Die Produktion eines Autos ist extrem ressourcenintensiv und ich bin bis jetzt nicht sicher, ob die geringere Umweltbelastung eines Neuwagens das tatsächlich aufwiegen kann.
Ein neues Auto zu kaufen ist allerdings nicht so trivial. Im Gegenteil, eigentlich ist es eine echte „Mission Impossible“. Viel zu viele Zielkonflikte.
Schauen wir uns die Bauform an: Wegen des Sports (primär Radsport und Klettern) kann ich keine Limousine gebrauchen. Also einen Kombi. Wer allerdings mal ein Fahrrad in einen Kombi geschoben hat und einen der heute viel gehassten „SUV“, die ja eigentlich nur noch höhere Kombis ohne jede Geländeeignung sind, geschoben hat, wird meine Überlegungen nachvollziehen können. Grundsätzlich haben SUV allerdings einen „Gewichtsnachteil“: Sie verbrauchen laut ADAC nicht auf Grund ihrer Bauform mehr Sprit, sondern weil sie in der Regel höhere Gewichte bewegen müssen.
Schauen wir uns den Antrieb an: Gelegentlich ziehe ich mit meinem Auto schwere Hänger. Wer mal mit Frontantrieb auf einer nassen Wiese einen Anhänger gezogen hat, weiß wie übel das ist. Von Fahren auf Schnee fang ich gar nicht erst an. Hinterrad-Antrieb bieten eh die wenigsten und bietet mir auch keine Vorteile. Also wieder Allrad.
Und womit betreibe ich mein Auto?
Hier wird es jetzt richtig kompliziert. Beginnen wir mal mit dem Zielkonflikt „Umweltschonend“ und „Sparsam“. Um die heute in der Euro 6D-Norm abgefragten Zielwerte zu erreichen, mussten die Ingenieure tief in die Trickkiste greifen. Und tatsächlich kann man – stark vereinfacht ausgedrückt – die Zielwerte nur durch hohe Temperaturen erreichen. Hohe Temperaturen erreicht man durch die Verbrennung von mehr Kraftstoff. Weswegen sich zunächst „Umweltschonend“ und „Sparsam“ ausschließen.
Auch der Trend zu kleineren Motoren ist m. M. n. eher keine optimale Lösung. Ich habe in meinem alten Auto einen 5-Zylinder von Volvo. Der braucht extrem geringe Drehzahlen um seine Kraft zu entfalten und das bedeutet, dass ich bei Tempo 50 bereits im 5. Gang mitschwimme, auf der Landstraße bei Tempo 70 bereits im 6. Das spart Sprit: Mein Auto lag bei 6,5 Litern / 100km im Mix. Auf der Autobahn bei ungefähr 6 Litern.
Das konnte ich schnell ändern: Wenn der Motor höher drehte, sprang der Verbrauch extrem nach oben. Schon zwischen 100 und 120 war das mit mehr als 1 Liter Mehrverbrauch zu messen, bei >120 km/h war das nur noch eklig. Oder, wie ich gerne zu sagen pflegte: Ich kann mit einer Tankfüllung München und zurück – oder mit leerem Tank in München ankommen. Was bei dem Igel in meiner Tasche keine Option ist.
Schau ich mir jetzt an, mit welchen Tricks aus den kleinsten Motoren riesen PS-Zahlen (wobei für mich die NM wichtiger sind) gezogen werden, geht das nur unter massivem Einsatz von Kompressoren und Turboladern. Die ja auch gerne mal kaputt gehen. Und oft deutlich mehr Sprit verbrauchen müssen.
Volvo baut allerdings auch nur noch 4-Zylinder.
Also mal nach alternativen Antrieben geschaut.
Persönlich finde ich ja Wasserstoff hoch spannend. Das Problem: Die Anzahl verfügbarer Fahrzeuge ist echt überschaubar. Das ist allerdings noch gar nichts im Vergleich zur Tankinfrastruktur in Deutschland und Europa. In Deutschland soll 2020 die 100. Tankstelle eröffnen. Sinn macht das natürlich auch nur dann, wenn man Einfluß darauf haben kann, welche Power-2-X-Technologie zur Herstellung des Wasserstoffs genutzt wird. Die wenigen Tankstellen sind dann ein Problem: Denn wenn ich mit meinem Auto fahre, dann i. d. R. lange Strecken, die nicht von der Bahn angeboten werden oder z. B. wie die Nachtzüge nach Österreich nicht mit der Mitnahme von Rädern funktionieren. Ein so löchriges Netz an Tankstellen würde intensive und nicht optimale Routenplanung erfordern.
Ok, Wasserstoff scheidet also aus.
Und Elektro-Autos?
Ich diskutiere jetzt nicht über die Umweltsauerei bei der Akku-Produktion. Machen wir uns nichts vor, es gibt unabhängig von der Frage ob Ölbasiert oder mit Akku schlichtweg keine „Umweltschonend“ produzierten Autos und das gilt in weiten Teilen auch für die „Kraftstoffe“. Klammere ich das aus, stehe ich vor dem Problem der hohen Anschaffungskosten. Und vor dem Problem der geringen Reichweite – mehr als 300-400km sind realistisch nicht möglich. Und dann trifft mich natürlich der Haken des Nachladens:
Während die Infrastruktur mittlerweile deutlich besser ist, dauert das Laden der Akkus extrem lange. Würde ich nach Österreich fahren, käme ich um 1-2 Tankstopps, bei Kroatien 3-4 nicht herum. Und würde viel Zeit an den Ladestationen sitzen. Und hätte zudem keinen Einfluss auf die Produktion des „getankten“ Stroms. Und noch ein Problem: Elektro-Autos haben teilweise erschreckend geringe zulässige Anhängelasten. Passt nicht.
Und ein Plug-In?
Plug-In-PKW haben das Problem, dass sie in den meisten Fällen ein Feigenblatt sind. Wäre ich PKW-Pendler mit kurzer Distanz, wäre das eine Option. Die geringe Elektro-Reichweite, die genau das gesetzliche Minimum für die Steuervorteile erfüllt, ist allerdings dann mit erheblichem Mehrgewicht und höherem Verbrauch erkauft, wenn man außerhalb der 40-50km Reichweite unterwegs ist. Also auch keine Option.
Und jetzt?
Nach langem Abwägen habe ich mich jetzt für einen „Mild-Hybrid“ entschieden. Dabei ist im Auto ein kleiner Akku verbaut, der ausschließlich über im PKW gewonnenen Strom (primär: Bremskraftrekuperation) geladen wird. Damit wird ein verhältnismäßig kleiner Motor betrieben, der immer dann einspringt, wenn der Verbrenner am meisten Sprit verbrauchen würde. Also vor allem beim Anfahren und Beschleunigen. Zumindest in der Theorie steht hier ein relativ geringes Zusatzgewicht einem relativ hohen Spritsparpotential gegenüber. Wenn man Heise glauben mag, sind das alleine schon 10% weniger CO2-Ausstoß.
Insgesamt ist das mehr als ärgerlich, dass man heute kein „vernünftiges“ Auto kaufen kann – wobei ich ja immer sage, dass unser Problem aktuell nicht (nur) die Art des Antriebs, sondern vor allem die Menge der auf der Straße fahrenden Autos ist.
Wenig überraschend bin ich übrigens wieder bei Volvo gelandet. Weil ich auf viele „nice to have“-Gimmicks (Panoramaschiebedach, you know?) verzichten kann, bei der Sicherheit für die anderen Verkehrsteilnehmer aber keinen Abstrich machen kann. Der Volvo bietet neben den üblichen Notbremsassistenten auch eine Erkennung für Querverkehr, Menschen, Radfahrer und größere Tiere. Das halte ich ungemein sinnvoll, denn egal wie achtsam ich selber fahre – es ist immer gut, wenn „noch jemand“ aufpasst.
Angeblich kann ich den neuen Wagen mit deutlich unter 6 Litern fahren. Darauf bin ich am meisten gespannt. Da ich aber ja nur sehr selten mit dem Auto fahre, wird ein entsprechender Erfahrungsbericht noch eine Weile auf sich warten lassen. Und damit erhoffe ich mir, für die nächsten x Jahre eine deutlich geringere Belastung der Umwelt, wenn ich dann doch mal das Auto nehmen muss und nicht den Zug oder mein Fahrrad nutze.
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Warum kein Mietwagen?
Wenn man nur selten fährt, ist ein „eigenes“ Auto eigentlich ausgemachter Schwachsinn. Grundsätzlich könnte ich auch einen Mietwagen nehmen, wenn ich in Urlaub fahre etc. Dummerweise habe ich in Vergangenheit gemerkt, dass das ein echtes Problem ist, für das ich noch keine Lösung habe:
Egal wie oft ich darauf hingewiesen habe, dass ich z. B. einen Kombi brauche, es ist immer Glückssache, welches Auto ich letztlich bekomme. Ein Auto mit Hängerkupplung? Könnt Ihr nahezu vergessen. Ein Auto mit dem man einen Hänger ziehen darf mieten? Ist mir bisher nur hochpreisig gelungen.
One-Way-Mieten, also Mieten in Duisburg, Abgabe in Österreich? Eine Woche später umgekehrt? Völlig absurde Aufpreise. Das Auto durchmieten? Teilweise sehr teuer.
Zudem kann ich bei der Anmietung nur sehr eingeschränkt auf den Antrieb und damit den Verbrauch einwirken. Schon weil ich in der Regel kein spezielles Auto mieten kann, sondern nur eine „Klasse“ aus der ich dann das Auto zugewiesen bekomme, dass gerade verfügbar ist.
Leider ist mieten für mich als Ersatz keine Option. Was ich übrigens sehr, sehr ärgerlich finde.
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P.S. Ich bin in vielen dieser Dinge absoluter Laie mit einer gesunden Mischung von gefühlten Fakten und erfahrungsbasiertem Zusammenreimen. Wenn jemand von Euch fundiert meine Annahmen und Aussagen wiederlegen oder bestätigen kann, würde ich mich sehr über entsprechende Kommentare freuen!