
Wie man IT nicht macht – Aber die Kunden kaufen’s :-(
Es gibt ja Dinge, die sind so absurd, dass ich mich immer frage: Warum funktioniert das?
Im Wesentlichen sind das die Kunden, die Unternehmen erlauben Dinge durchzusetzen, die einfach unsinnig sind. Bzw. sinnig aus Sicht der Unternehmen, weil sie mehr Geld verdienen, unsinnig aus Sicht der Kunden, die mehr Geld bezahlen dürfen.
Zum Hintergrund, warum ich gerade so amüsiert/irritiert/verbittert bin:
Einige von Euch kennen vielleicht noch den Begriff „IBM-kompatibel“ oder „PC-kompatibel“. Dahinter verbarg sich, dass Computerbauteile Standards hatten. Die führten dazu, dass die Teile untereinander weitgehend kompatibel waren. Gab es einen Anschluss einer bestimmten Art, konnte man Geräte von praktisch jedem Anbieter aussuchen und anschließen. Das war in der Regel rein Hardware-abhängig:
Passten Stecker und Buches, war meist alles gut.
Das ist eine Weile schon nicht mehr wirklich der Standard. Mehr und mehr Hersteller verwenden proprietäre Technik um Drittanbieter zu verhindern. Oder verlöten/verkleben ihre Komponenten, um Austausch zu verhindern oder lassen einfach Schnittstellen weg.
Jetzt gibt es aber eine neue Klasse von Idiotie: Man baut Geräte, die hardwareseitig die Standards unterstützen und sorgt dann per Software dazu, dass es nicht mehr so ist. Aktuelles Beispiel: Synology
Ich habe bei mir im Netz 3 NAS, „Network Attached Storage“ installiert. Recht einfache Modelle von WD, die so konfiguriert sind: NAS 1 Datenspeicher, NAS 2 Cold Backup, NAS 3 Remote Backup. Das NAS 1 ist im Dauerbetrieb, das NAS 2 wird nur hochgefahren um ein Backup von NAS 1 zu machen und NAS 3 steht an einem weit entfernten Ort, falls meine Bude mal abbrennt.
Das bedeutet, dass ich 12 Festplatten alleine für diese Geräte habe, die teilweise im Dauereinsatz sind. Gelegentlich geht mal eine kaputt oder man möchte größere Modell verwenden und das ist super einfach: Weil ich jede beliebige Festplatte kaufen kann.
Bis jetzt.
Denn Synology, der Platzhirsch unter den Anbietern von Netzwerkspeichern hat jetzt angefangen, nur noch bestimmte Festplatten zu erlauben – solche die unter dem eigenen Namen verkauft werden.
Kauft man andere, stehen einem nicht mehr alle Funktionen zur Verfügung. Natürlich werden dabei nicht die Funktionen gesperrt, die man nicht braucht. Sondern die wesentlichen Funktionen.
Und das ist deswegen so ärgerlich, weil es eben per Software gemacht wird und damit die eigentlich herrschende Kompatibilität kaputt macht. Sie schränkt die Kunden ein, die nicht mehr die Festplatten kaufen können, die sie kaufen wollen. Und am Ende ist es Teurer, weil ein Monopol entsteht.
Was mich besonders ärgert ist, dass Synology dieses „Feature“ natürlich auch per Update auf die Altgeräte bringen kann und wird. Also nicht nur die Geräte betroffen sind, die neu gekauft werden. Und die Erfahrung lehrt, dass andere Hersteller wie WD oder UGreen sehr genau schauen werden: Geschäftsmodelle die funktionieren, sind es wert, kopiert zu werden.
Möglich machen das Kunden, die sich von Synology haben einreden lassen, dass ein NAS möglichst viele Funktionen haben muss und am Besten direkt im Internet hängt. Das ist natürlich kritisch, weil dann alle Daten über das Internet erreichbar sind und auch gerade Synology nicht den Namen hat, der Vertrauen erweckt.
Diese Featuritis ist übrigens nicht nur bei Synology ein Problem. Eigentlich sollte zum Beispiel ein Fesplattenspeicher, ein NAS, nicht direkt im Internet hängen. So ist das auch bei mir: Das NAS hängt an einem Server, auf dem die Software läuft, die ich im Internet erreichen möchte. Die wiederum hängt an einem Reverse Proxy und erst der dann am Internet-Anschluss. Wenn Euch das nix sagt, muss Euch das nicht irritieren. Man baut aber in der Regel mehrere „Schichten“ um zu verhindern, dass böse Jungs auf die Kronjuwelen der Daten zugreifen: Wenn Ihr es schafft, den VPN-Zugang zu meiner Fritzbox zu knacken, müsst ihr die Firewall auf dem ersten Gerät knacken, dort über das Netzwerk an das zweite Gerät kommen und von dort aus, wieder mit einer Firewall geschützt, auf das NAS.
Bei Synology und Co ist das anders. Da hängt das NAS direkt an der Fritzbox, ist sein eigener Webserver. Wer also Zugriff auf Euer Heimnetz hat, hat wenig Trouble bis er auf alles zugreifen kann, was Ihr speichert.
Tja.
Aber die Kunden wollen das offensichtlich. Sie wollen eine Black Box im wahrsten Sinne des Wortes, die einfach macht, was die Kunden wollen, ohne das diese sich auch nur im Mindesten mit den Gefahren, und Risiken und der Technik auseinandersetzen wollen. Und wenn man, wie Synology, erst mal eine gewisse Marktdurchdringung hat, zieht man halt die Daumenschrauben an.
Und ich sag mal so: Mir kommt kein Computer, denn ein NAS ist nix anderes als ein Computer mit Festplatten, ins Haus, bei dem der Hersteller mir vorschreibt, welche Standard-Komponenten, insbesondere Festplatten ich nehmen darf und von mir verlangt, nur in seinem Ökosystem zu leben.
Was übrigens auch der Grund ist, warum ich keine Laptops und Desktop-Rechner von Apple habe.
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